vergebens. Des entsetzlichen Schmutzes wegen wagte er nicht, sich auf die Holzpritsche zu legen. In die Wolldecke gehüllt, die ihm ein Polizist hineingeworfen hatte, war er bis zum Morgen in der dunklen Zelle auf und ab gegangen. Unausgesetzt hatte er sich den Kopf zermartert, um eine Erklärung für die Festnahme zu finden. Die Geschäfte des letzten Vierteljahrs hatte er sich immer wieder in Erinnerung gerufen. Er fand, sie waren makellos. Schulden hatte er nur bei Brinkmann, und die wollte er ja demnächst begleichen. Es muß ihn jemand denunziert haben. Oder sollte man ihn nur, weil er Jude ist, verhaftet haben?... An Bella denkt er, seine Frau, fühlt förmlich, wie sie sich um ihn ängstigt. Das ist schlimm. Aber schlimmer noch ist etwas anderes: die achtzehn Kartons Krawatten müssen geliefert werden. Das Geschäft droht ins Wasser zu fallen. Das wäre nicht wieder gutzumachen. Und warum das alles? Was hat er verbrochen? Er hätte in dieser langen, verzweifelten Nacht aufschreien, toben, brüllen mögen, aber er unterbricht nur hin und wieder sein sinnloses Gerenne, um hilflos und entmutigt den Kopf an die dicke Zellentür zu legen und seinen Schmerz hinunterzuwürgen. Bräche nur erst der Morgen an. Morgen wird sich, morgen muß sich ja alles aufklären.
Am Morgen holten sie ihn auch heraus, aber sie schafften ihn mit dem Grünen August" nach dem Stadthaus.
11
Und nun sitzt er hier im Keller und wartet. Aber er ist zuversichtlich: seine Sache ist im Rollen, bald wird sich alles aufklären. Bald wird er frei sein.
Zuerst setzt er sich auf eine der Bänke, die an den Mauern der Sammelzelle aufgestellt sind. Unentwegt, hypnotisiert, starrt er auf die Tür. Es muß ja bald jemand kommen und ihn freilassen. Aber es kommt keiner. Er hört nur die schlürfenden Schritte der wachthabenden Beamten.
26


