Dann beginnt er sich vorsichtig umzusehen. Es ist ein großer Raum, in dem außer den Bänken an den Wänden nichts steht. Die verschmierten, zerkritzelten Wände ekeln ihn an. Er wagt einen Blick zur Seite und sieht Kritzeleien, liest Schweinereien, wie man sie oft in Pissoirs findet; dazwischen Hakenkreuze und Sowjetsterne und politische Losungen. Miesicke hat vor diesen Wänden körperlichen Abscheu.

Plötzlich entsteht Lärm auf dem Korridor. Getrampel, Kom­mandos. Miesicke horcht auf. Namen werden aufgerufen. Er schleicht an die Tür. Dabei zittert er vor Aufregung und kommt sich wie ein Verbrecher vor. Aber er muß horchen, vielleicht fällt sein Name. Miesicke hört nach jedem aufgerufenen Namen ein: Hier!"

Auch Frauen sind dabei.

Offenbar neue Häftlinge.

Der Schlüssel fährt ins Schloß. Miesicke prallt entsetzt von der Tür zurück. Zwei, vier, fünf Männer kommen herein. Sie küm­mern sich nicht um ihn. Vier sind noch junge Burschen, einer ist älter, er hat ein bartloses, vernarbtes und vergrämtes Gesicht. Einer pfeffert seine Mütze auf die Bank: Diese Scheiße!" Zwei beginnen durch die Zelle zu wandern. Der Alte studiert die Wände.

,, Wenn dieser Hund die Schnauze hält, ist alles gut. Meine Flep­pen sind sauber, mein Alibi in Ordnung..."

,, Wenn!" höhnt der andere.

,, Aber wart man, der wird noch Augen machen! Der wird mich noch kennenlernen! Der wird's noch bereuen! Jetzt gibt's keine Schonung mehr, jetzt pack ich aus!"

,, Macht der Lampen! Mein bester Freund! So' ne Dinger zu­sammen befummelt! Mensch, man kann sich heute auf niemand mehr verlassen!"

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