Miesickes Gesprächsstoff ist erschöpft, und gleich fallen ihm wieder die drei Kartons unverkaufter Seidenschals ein. Ob er sie nicht doch morgen Penall offerieren sollte?

Mühlenkamp ist die nächste Station?

Nein, die übernächste! Übrigens, Miesicke tritt wieder an den Fremden heran,ich steige auch Mühlenkamp aus. Welche Richtung gehen Sie?"

Der Fremde zögert.Ich... ich will.zum Stadtpark!"

Da gehe ich leider entgegengesetzt!"

Komischer Kauz, denkt der Fremde und betrachtet Miesicke auf- merksamer. In dem kleinen, knochigen Gesicht liegen hinter her- vorstehenden Stirnknochen, die mit starken, buschigen Augen- brauen behaart sind, dunkelumrandete, große, runde Augen. Das Platte, Uhuartige seines Gesichts wird durch eine kurze, breite Nase und verkniffene, ausgetrocknete Lippen verstärkt. Aber dies Aussehen verleiht ihm nichts Bösartiges, denn aus den Augen leuchtet es warm und menschlich. Seine Kleidung ist beinahe schäbig. Die Ärmel seines schwarzen Jacketts glänzen am Ellen- bogen. Die gestreiften Hosen hängen ofenrohrartig an den Beinen. Einen fassonlosen, graugrünen Hut hat er ohne Sorgfalt auf den Kopf gestülpt.

Miesicke fühlt die Blicke des Fremden; er möchte sie abschütteln. Sagen Sie, wollen Sie längere Zeit in Hamburg bleiben? Ich habe eigentlich nicht die Absicht!

Ja, den Stadtpark soll man sich ansehen. Vergessen Sie aber das Wichtigste nicht, den Hafen, Hagenbecks Tierpark , den Ohls- dorfer Friedhof!"

Wenn ich dazu die Zeit aufbringe.

Aber was, wo Sie schon einmal hier sind!" Miesicke tut ärger- lich.Das ist eine Beleidigung für Hamburg . Einmal hindurch-

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