kurz vor Beendigung der Strafzeit fest versprochen, sich in die neuen Verhältnisse einzufügen und müsse nun von der Gestapo auf ihr Gesuch um Freilassung erfahren, daß er immer noch politisch wühle. Sie müsse sich unter diesen Umständen von ihm scheiden lassen.( Der Brief war offenbar durch die Zensur gerutscht.)

Der Zusammenhang war mir völlig klar. Trotzdem U. genau so wenig aufgefallen war wie ich, trotzdem U. in der Politischen Abteilung nur eine Nummer war, man hatte über ihn ganz einfach ein Führungs­zeugnis aus den Fingern gesogen.

Ich sprach mit Ding über diesen Fall. Er besorgte die Akte. Und da stand es schwarz auf weiß: Anforderung eines Führungsberichtes über U. Und das Führungszeugnis lautete inhaltlich: U. mußte wiederholt wegen politischer Wühlereien im Lager verwarnt werden.

Und das wurde über einen Häftling geschrieben, der vollkommen zurückgezogen lebte, der niemals verwarnt worden und bei seiner Arbeit ungemein gewissenhaft und fleißig war.

Als ich Ding vorhielt, daß man mit solchen Führungsberichten doch auch noch das Familienleben der Häftlinge zerstöre, und ihn fragte, ob es denn nicht möglich sei, mit ,, neutraleren" Berichten wenigstens dieses Unheil zu verhindern, blieb er mir jede Antwort schuldig.

Die weitaus meisten Häftlinge wurden Tag für Tag an zahlreichen Stätten außerhalb des Lagers zu härtester Fron gezwungen. Die Arbeits­plätze wurden von weiteren oder engeren Kordons abgegrenzt, die von Mitgliedern des SS.- Totenkopf- Verbandes gestellt wurden, der in den von Häftlingen erbauten Kasernen seine ,, militärische" Ausbildung er­hielt. Sie lagen fast alle innerhalb der Todeszone oder abseits vom ,, öffentlichen Verkehr": Kasernenneubau, Garagenneubau, prächtige Vil­len für SS. - Offiziere und bescheidenere Siedlungen für SS. - Unteroffiziere und SS. - Mannschaften, Wegeaus- und-neubau, Erdbewegungen, Ziegelei­arbeiten, Wasserleitungsbau usw. usw.

Die offizielle Aufgabe der SS. - Totenkopfverbändler war die Bewachung der Häftlinge. Sie hatten den Befehl ,,, bei jedem Fluchtversuch sofort rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch zu machen".

Aber da solche Fluchtversuche nicht unternommen wurden, betätigten sie sich als Fron- und Folterknechte, die sich einen ,, Spaß" daraus mach­

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