den, wenn sie erfahren, daß nach den ,, gesetzlichen" Bestimmungen die ,, Schutzhaft" nur für die Dauer eines viertel bzw. höchstens eines halben Jahres verhängt werden durfte, wohlgemerkt nach den Bestimmungen, so wie sie die Nazis selbst schriftlich festgelegt hatten. Aber es ist doch hinlänglich genug bekannt, daß die Gegner, die der Nationalsozialismus in seine Klauen bekam, nicht 2, 3 und 4 Jahre in den Konzentrationslägern festgehalten wurden, sondern daß manche Opfer 5, 6, 7, ja sogar 12 lange Jahre dort verbringen mußten und fraglos auch heute noch dort wären, wenn das tausendjährige Reich nicht inzwischen gestorben
wäre.
Ich möchte hier einen Passus einschalten, der eigentlich nicht in dieses Buch gehört, aber ich halte ihn für so notwendig, daß ich ihn nicht oft genug zum Ausdruck bringen kann. Es gibt Leute, die die Tatsache, daß es Menschen gegeben hat, die 12 Jahre in Konzentrationslägern als Häftlinge gelebt" haben und nicht gestorben sind, dahin glauben deuten zu dürfen, daß es dort gar nicht so schlimm wie geschildert gewesen sein kann. Menschen, die 12 Jahre Konzentrationslager überlebten, sind die ganz wenigen, regelbestätigenden Ausnahmen. Die Hunderttausende, die elendig zugrundegegangen sind, sind die Regel! Und es ist nicht das Verdienst der Nazis, daß die wenigen Ausnahmen am Leben blieben, sondern dies ist nur auf das Konto der Intelligenz, des unbändigen Lebenswillens, des großen Menschtums und des--- Glücks dieser wenigen Ausnahmen zu buchen.
Die Einfalt könnte sagen, die Nazis hätten es doch gar nicht nötig gehabt, die Dauer der Schutzhaft auf höchstens ein halbes Jahr festzulegen, und darum ist es unbegreiflich, daß sie es taten! O sancta simplicitas! Die Einfalt hat schon wieder vergessen, mit welchen niederträchtigen Mitteln der Nationalsozialismus an die Macht kam und sich an der Macht hielt. Ich muß noch mehr aus dem Konzentrationslager Buchenwald erzählen; so sehr sich auch die Feder sträubt:
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Nach den Bestimmungen hatte die Lagerleitung über jeden Häftling erstmalig nach einem viertel Jahr und dann halbjährlich einen Führungsbericht abzugeben. Was es mit diesen Führungsberichten auf sich hatte, konnte ich durch einen Zufall bereits während meiner Lagerzeit feststellen.
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