überlegt(er hat Mut und was er verrät, ist überlegt). Der Leichenkapo verspricht für den Fall, daß erhochgehen sollte, mit Vorsicht aus- zupacken und möglichst klein zu bleiben. Über bestimmte Dinge will er unter allen Umständen schweigen, dabei ist auch Uhlig. Das Motiv dafür ist allerdings nicht der Schutz des SS. -Scharführers, sondern Selbst- erhaltungstrieb, denn er weiß genau, daß er sterben muß, wenn die Schiebung mit Uhlig bekannt wird.

Es bestand auch eine gewisse Chance, daß die ganze Affäre mit einem blauen Auge für die Beteiligten ausgehen könnte. Denn es handelte sich um kriminelle Häftlinge, denen die Lagerleitung sowieso rein kriminelle Delikte im Lager gerne ein wenig nachsah, weil eine Krähe bekanntlich der anderen das Auge nicht aushackt. Zum anderen wollte der Leichen- kapo die Sache so darstellen, als habe erdie Zähne nur den dreckigen Saujuden ausgebrochen, die das Gold ja sowieso den Ariern geklaut hatten. Mit dieser Darstellung spekulierte er auf mildernde Umstände, und er hatte guten Grund zu der Annahme, daß er auch Erfolg damit haben würde. Und drittens handelte es sich um eine Erwägung, die ebenso dreist wie vielleicht auch durchschlagend war. Man wollte darauf hinweisen, daß Häftlinge, die mit derartigen Zahnreparaturen aus dem Lager entlassen werden, ein guter Beweis dafür seien, daß dieGreuel- märchen über das Lager gar nicht stimmen konnten.

Der Leichenkapo wird geholt. Am dritten Tag wird bekannt, daß er sich in seiner Zelle aufgehängt hat oder aufgehängt wurde. Das ist ein schlechtes Zeichen, die Unruhe unter den Beteiligten wird größer, aber es vergehen einige Tage, ohne daß irgendetwas weiteres&eschieht. Hat der Leichenkapo Schluß gemacht, um alle weiteren Spuren zu ver- wischen?

Rödl kommt ins Revier, geht durch jeden Raum, hält sich aber über- all nur kurz auf: Nichts deutet darauf hin, daß diese Revision etwas mit der Zahnplombengeschichte zu tun hat.

Das Leichenträgerkommando wird restlos abgelöst, ein harmloser-

Schwarzer wird Kapo , Leichenträger werden ausnahmslos politische Juden, die diese traurige, unangenehme Verrichtung als--- Vergün- stigung empfinden.

Nach einigen Tagen wird der Revierkoch geholt und gleichzeitig wird bekannt, daß SS.-Scharführer Uhlig oben im Arrest sitzt.

Uhlig begeht Selbstmord, nachdem ihm die Dienstpistole eindeutig in die Zelle zurückgegeben wurde.

Nach einigen Tagen beobachte ich, daß Ding eine Spritze aufzieht und sie Seehausen aushändigt, der sie in die Aktentasche legt, die er ständig

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