liche ,, Witterungsumschlag". Er war, wie wir Häftlinge es nannten, eine ,, Radfahrernatur": Krummer Buckel nach oben, treten nach unten

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Und die zweite Tatsache: Als Richter dann doch endlich von seinem Schicksal erreicht und gestorben war, sang man im Lager das ,, Buchen­waldlied" mit folgender Variante:

Der Wald ist schwarz und der Himmel rot,

Und Richter schlägt keine Schwarzen mehr tot.

Ich glaube, diese beiden Tatsachen genügen, um Richter zu charak­terisieren, das übrige ergibt sich im Laufe des folgenden Berichts:

Ich war erst kurze Zeit für das Häftlingsrevier abgestellt, als ich eine merkwürdige Unruhe unter den alten Kameraden beobachtete. Später erst habe ich begreifen gelernt, warum ich nur unter großen Schwierig­keiten die Ursache dafür erfahren konnte. Ich war eben noch zu jung im Lager. Die Erfahrung mußte den alten Kameraden erst zeigen, ob man mir auch restlos vertrauen konnte. Meine politische Vergangenheit und die Tatsache, daß ich eine langjährige Freiheitsstrafe für sie auf mich genommen hatte, und dann auch noch anschließend ins KZ. gekommen war, also drei Dinge, die mir normalerweise ohne weiteres Vertrauen einbringen mußten, galten hier im Lager nur wenig, und es war all­gemein üblich, erst eine ,, Feuerprobe" abzuwarten, ehe man einem Häft­ling Vertrauen schenkte.

Zwar hing unser aller Leben sekündlich an einem Reihfaden, dennoch gab es immer wieder Situationen, bei denen man für seine Kameraden noch mehr riskieren konnte. Wer eine solche ,, Feuerprobe" bestand, galt als vertrauenswürdig. Ich hatte eine solche Probe damals häftlingsoffiziell noch nicht bestanden.

Aber ich erfuhr doch, daß der Koch aus der Revierküche und der Leichenkapo in die Affäre verwickelt waren, ebenso ein Häftling, der von Beruf Dentist war und als Häftlingspfleger Zahnbehandlungen aller Art durchführte. Die ersten beiden Häftlinge waren ,, Grüne" aus der Gründungszeit, der Dentist ein ,, Schwarzer".

Es ist mir unbekannt geblieben, wie die Lagerleitung dazu kam, die Affäre aufzurollen, aber ich weiß, daß es ihr nicht gelang, den ganzen Umfang des Skandals aufzudecken.

Seit Jahr und Tag hatte sich der Leichenkapo dadurch in den Besitz von Gold gesetzt, daß er Goldplomben verstorbener Häftlinge heraus­brach. Eine Zahnzange hatte er sich aus dem Häftlingsrevier ,, organisiert". Um das so erlangte Gold aus dem Lager herauszubringen, beschritt er drei Wege. Einmal hämmerte er die Goldkronen zu kleinen Klumpen

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