ihren verschlossenen und verdunkelten Baracken auszubrechen. Was sie über die Zustände in den dunklen Baracken berichten, ist grauenvoll. Es gelingt, etwas Brot und Steckrüben und vor allen Dingen Frischwasser nachts in die verrammelten Judenbaracken zu bringen.
Ich erhalte etwas Brot von dem SS. - Scharführer Rose und teile es mit meinen Freunden. Der Hunger wird immer größer und größer.
Während der größte Teil der Lagerinsassen in völlige Apathie absinkt, beginnt es in vielen Häftlingsaugen zu flackern. Der Mut der Verzweiflung steht langsam auf.
Meine Gesinnungsfreunde kommen nachts zu mir. Wir besprechen die Lage, und allmählich wächst unser Entschluß immer klarer und eindeutiger aus den tiefsten Schächten unseres Lebenswillens und unserer politischen Überzeugung: Wir dürfen uns nicht wehrlos hinmorden lassen. Wir müssen irgend etwas tun, irgend etwas, und wäre es nur ein letzter, verzweifelter Schritt ins Nichts. Ein letzter Schritt zwar, aber doch ein Schritt, der uns vor uns selbst rechtfertigt und der unsere Sache, die Sache der Menschheit und der Menschlichkeit, dermaleinst vielleicht nur als Bericht zu fördern vermag.
Bis dahin war die stärkste Kraft, die uns ,, Buchenwald " durchstehen ließ, die vage Möglichkeit, doch noch einmal wieder für die Errichtung und den Ausbau einer gerechten, würdigen Gesellschaftsordnung wirken zu können. Jetzt aber reift der Entschluß langsam herauf, daß wir unser Leben nur noch für eine kurze Notiz in jenem Werk hingeben müßten, das der Geschichtsschreiber der Zukunft über den unsäglich qualvollen Befreiungskampf der Menschheit schreiben würde.
Da, als die Verzweiflung ihren Kulminationspunkt zu erreichen droht und wir jeden Augenblick mit dem Ausbruch der ,, letzten Revolte" rechnen, da wird der Essenentzug für die arischen Häftlinge aufgehoben.
Die Juden aber bleiben in ihrem Dunkelarrest. Nach vier oder fünf Tagen wird auch diese Maßnahme aufgehoben. Die Lagerleitung hatte offenbar gemerkt, daß die letzten Konsequenzen ihrer brutalen Anordnung ausblieben. Die SS. - Schergen konnten nur tagsüber die Judenbaracken überwachen, nachts getraute sich kein SS.- Mann und kein SS.Führer ins Lager. Und wenn auch das Verlassen der Baracke nachts verboten war, und wenn auch die Scheinwerfer von den Wachttürmen immer wieder das Lager ableuchteten, es gelang uns doch immer und immer wieder, wenigstens einige Nahrungsmittel und Frischwasser in die verrammelten Judenbaracken zu bringen.
Am 12. oder 13. Tag morgens wurden die Judenbaracken geöffnet. Es war ein sonniger, fast warmer Tag. Nie in meinem Leben werde ich den
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