den SS. - Leuten auf dem Wege durch das Lager in Richtung auf das Revier beobachtet wurde, bekamen wir Bescheid, so daß wir uns auf den ,, Besuch" vorbereiten konnten. Auch an diesem Vormittag wurden wir rechtzeitig benachrichtigt:„ Rödl mit fremden SS. - Leuten im Lager. Offenbar Besuch, dem das Lager gezeigt werden soll." Schnell sorgten wir für die letzte Politur, um möglichst nicht aufzufallen.
Ich beobachtete vom Fenster des Arztzimmers aus, wie Rödl mit anderen lagerfremden SS. - Führern den Waldweg herunterkam. Als er an der Arbeitskolonne, in der Heilmann arbeitete, vorbeiging, stürzte der Kapo der Gruppe vorschriftsmäßig auf Rödl zu, riß die Mütze vom Kopf und meldete: ,, Vier Häftlinge und ein Kapo mit Stubbenroden beschäftigt." Rödl, der sich besonders in Gegenwart von Fremden gern wie ein gespreizter Pfau benahm, ging auf die Arbeitsgruppe zu und gab Anweisungen, wie das Roden richtig zu machen sei. Dabei entdeckte er Heilmann und machte die fremden SS. - Leute mit den Worten auf ihn aufmerksam: ,, Dös ist der Mistvogel Heilmann, wissens, dös Mistschwein aus dem Preißischen Landtag. Den ham mer dressiert. Passens auf." Und Heilmann mußte zum Gaudi der fremden SS. - Leute das Hundebellen von Esterwegen vorführen.
Dann ging Rödl mit seinem Anhang weiter abwärts nach den Stallungen, wo eine größere Schweinemästerei betrieben wurde. Von den Stallungen ging es zum Hundezwinger. Der Hundewärter, ein übler Häftling, der in früheren Jahren verschiedene Sittlichkeitsverbrechen begangen hatte, sich dann aber lange Zeit straflos geführt hatte, so daß die gesetzlichen Voraussetzungen zur Verhängung der Vorbeugehaft nicht mehr gegeben waren, und nun als gemeingefährlicher Berufsverbrecher im Lager war, mußte die Hunde vorführen. Dabei kam Rödl auf den Einfall, den fremden SS.- Männern zu demonstrieren, daß die Hunde auch auf den Mann dressiert waren. Das Objekt war Ernst Heilmann .
Heilmann mußte sich vor einem dicken Baum aufstellen. In einer Entfernung von acht bis zehn Schritt stand Rödl mit dem Besuch und dem Hundewärter, der zwei große, bissige Hunde angeleint hatte.
Dann hetzte der Hundewärter die Köter auf den wehrlos dastehenden Heilmann, der den Anfall der Hunde mit vorgestreckten Armen und erbarmungsvoll ängstlichen Gesichtszügen, stierenden Augen und angstvoll geöffnetem Mund erwartete. Dann, als die Hunde zupacken wollten, rief der Wärter sie zurück. Die Hunde gehorchten sofort.
Drei-, vier-, fünfmal wiederholt sich die Hetze, ohne daß Heilmann gebissen wird, dann beim sechsten Male packen ihn die Hunde doch, zerfleischen ihm Hände und Arme, und der Wärter hat Mühe, die
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