kommandanten SS.- Standartenführer Koch. Rödl wies ihm immer wieder besonders harte Arbeit an und hatte stets kleine Schikanen zur Hand, unter denen Heilmann mehr noch als andere Häftlinge zu leiden hatte.
Auf der anderen Seite war aber der Vertreter des Obersturmbannführers, den wir Häftlinge nur mit seinem Spitznamen Jonny kannten - er hieß Hackmann-, immer wieder bereit, die Anordnungen des. Obersturmbannführers zu durchkreuzen. Jonny hatte das Äußere eines Filmhelden, smart, gelockte Haare, hübsche Figur, gepflegte Kleidung, und war ein rechter Luftibus, der von den Häftlingen wegen seines brutalen Schlagens gefürchtet war, aber sich auch einer gewissen Sympathie erfreute. Von seinen Liebes- und Saufabenteuern waren viele Geschichten im Umlauf. Es war bekannt, daß er zum Beispiel ständiger Gast in einem Weimarer Lokal war, dessen Besuch man der SS. offiziell verboten hatte, weil es wegen des ziemlich unverhüllt zur Schau getragenen Bordellbetriebs in Weimar und Umgebung verrufen war. Jonny, von Haus aus völlig unbegütert, hatte immer Geld und konnte hemmungslos wie ein Lebemann auftreten. Vor den Häftlingen, die er sich als ,, Burschen" hielt, brüstete er sich ungeniert mit seinen Abenteuern. Mit besonderem Spaß erzählte er, wenn es ihm gelungen war, irgendeinen SS. - Kameraden mit zum Besuch des verbotenen Lokals zu veranlassen, oder wenn er dort andere SS.- Kameraden angetroffen hatte, die natürlich nun den Mund halten mußten.
Jonny war früher in Esterwegen Wachtmann gewesen und hatte Heilmann dort kennengelernt. Aus irgendeiner Laune heraus, vielleicht aber auch, um etwas für die Gelder zu tun, die seine Lebemannsmanieren subventionierten, traf er manche Entscheidung und Anordnung, die für uns Häftlinge eine gewisse Erleichterung brachten. Da er dem Obersturmbannführer geistig weit überlegen war, wußte er diesen häufig einzuwickeln. Jonny hat Heilmann mehrfach zu weniger anstrengender Arbeit eingeteilt.
An einem Frühlingstag war Heilmann im Wald innerhalb des Lagers mit Stubbenroden beschäftigt. Arbeit im Lager war insofern schon eine Vergünstigung, weil keine Wachtmannschaften dabei waren, die ihre Langeweile mit irgendwelchen Quälereien zu kürzen suchten. Und auch das Arbeitstempo brauchte nur dann beschleunigt zu werden, wenn irgendein SS. - Mann in die Nähe kam.
Im Walde lag auch der Hundezwinger, wo sich der Lagerkommandant SS.- Standartenführer Koch und andere SS. - Führer bissige Hunde hielten, und in der Nähe arbeitete Heilmann mit anderen Häftlingen.
Wir Häftlinge hatten einen Signaldienst organisiert. Sobald einer von
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