mehr Ordnung in das Material und war bemüht, es überall zu vervoll­ständigen. Ich muß schon sagen, ich nahm meine Arbeit ernst; daß sie für mich persönlich eine schöne Seifenblase war, die einmal zerplatzen mußte, war nicht meine Sorge.

Eines Tages wurde an einem Häftling, gegen den auf Feststellung einer Vaterschaft geklagt wurde, eine eingehende Untersuchung durch einen Fachmann des erbbiologischen Institutes der Universität Jena vor­genommen. Der Fachmann brachte Meß- und Untersuchungswerk­zeuge mit, die sofort mein Interesse fanden. Ich sah, wie er körperliche Merkmale genauestens vermaß und in der charakteristischen Form durch Bild und Zeichnung festhielt. Ich lernte die Ähnlichkeitsdiagnostik ken­nen und besah mir darauf unter dieser Perspektive das Diabetes­mellitus- Material.

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Ich glaubte in fast allen Fällen, in denen auf Familien- und Einzel­bildern ein erkrankter Elter und die erkrankten und gesunden Nach­kommen zu sehen waren, eine überraschende Ähnlichkeit zwischen den Krankheitsträgern zu entdecken, während bei den gesunden Nachkom­men kaum Ähnlichkeit vorhanden war.

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Am nächsten Tage trug ich meine ,, Entdeckung" Ding vor. Er war augenblicks begeistert und ging sofort daran, in das Material aus dem Handgelenk alle möglichen Aufzeichnungen über besonders charakteristische Ähnlichkeiten einzufügen, die er angeblich bei ein­gehenden körperlichen Untersuchungen festgestellt hatte. Als ich Zeuge dieser Fälschung wurde, trug ich auch diesen Traum von Dr. Ding zu Grabe. Oder ein anderer Fall, der auf derselben Ebene liegt: Ich hatte auch den Literaturnachweis über Diabetes mellitus verkartet, denn ich fand in fast jedem Buch derartige Nachweise. Meine Absicht war, an Hand dieser Verkartung leicht feststellen zu können, wieviel Literatur exi­stierte, was schon durchgearbeitet war und was noch durchgearbeitet werden müßte, um eine wissenschaftlich einwandfreie Arbeit zu leisten. Als Ding dann kurz nach Ausbruch des Krieges mit dem Material nach dem Kaiser- Wilhelm- Institut (!) ging, um dem führenden Fachmann auf diesem Forschungsgebiet sein ,, Material" zu unterbreiten, beauf­tragte er mich, der Mappe, die mit ihren Fälschungen für mich sowieso keinen wissenschaftlichen Wert mehr hatte, auch einen Literaturnach­weis einzufügen. Auf meine Frage, ob nur die durchgearbeiteten Werke angeführt werden sollten, sagte er: ,, Nein, alle, auf die wir gestoßen sind. Das ist schon der halbe Sieg, denn glaubst du, daß der da alles über Diabetes mellitus gelesen hat? Und wenn er erst sieht, was ich alles gelesen habe, dann fragt er gar nicht erst viel, weil er annehmen muß,

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