Jetzt sind nur noch vier oder fünf Mann vor mir. Als der erste Häft- ling auf einer Serpentine in unmittelbare Nähe eines Postens kommt, wandelt er plötzlich sein träges Tempo, sein Hintermann versucht ihm zu folgen, ebenso der dritte und vierte Häftling dahinter. Der Kopf der Schlange zieht sich auseinander. Ich werde die Sache noch rechtzeitig gewahr und bemühe mich, ebenfalls möglichst schnell an dem Posten vorbeizukommen, um dann schnell an das Ende der Schlange zu ge- langen. Das kostet zwar starke Anstrengung, aber es gelingt mir doch, ohne von einem Posten angetrieben oder sonstwie behelligt zu werden. Und da geht es dann eine ganze Zeitlang wieder in etwas langsamerem Arbeitstempo.
Es mag etwa eine halbe Stunde noch bis zum Arbeitsschluß sein. Ich fühle mich wie gerädert. Die Knie zittern, und alle Glieder schmerzen. Meine Lippen sind merkwürdig trocken, und sobald ich oben auf den Hang komme, wo der kalte Wind durch alle Kleider fährt, über- kommt mich ein Frösteln und ein stechender Schmerz in der linken Leistengegend. Ich fühle, wie mein Herz gegen die Brustwand klopft, und mein Atem geht schnell und kurz.
Da fällt es einem Posten aus irgendeinem Grunde ein, uns„aufzu- drehen“. Fast jeder Häftling, der an ihm vorbeihastet, bekommt einen Fußtritt. Mich tritt er gegen die Wade. Ich komme dabei ins Stolpern, aber ich kann den Stein im Gleichgewicht halten und schnell aus der Nähe des SS. -Mannes kommen. Die ganze Arbeitskolonne ist wie auf- gescheucht. Es ist beinahe so wie bei der Einlieferung auf dem Karacho- weg. Noch einmal muß ich an dem Posten vorbei, dann stellen die Häft- linge unten in der Tiefe. die Arbeit ein.;
Wir müssen antreten, der Kapo zählt die Kolonne ab. Oh, köstliche Ruhe! Und wenn Auch der Weg ins Lager bei meinem körperlichen Zu- stand schwer, mühvoll und schmerzlich ist, und wenn auch meine Füße mit jedem Schritt brennen und meine Glieder bleischwer sind, es geht nicht mehr pfadauf und pfadab, und ich marschiere mitten in der Ko- lonne, wo ich mich vor den Mißhandlungen der SS.-Leute, die uns bis in die allgemeine Postenkette zurückbringen, ziemlich sicher fühle.
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Als ich am nächsten Morgen meinen ersten Stein schultere, bin ich vom Tag vorher zwar noch arg mitgenommen, aber ich habe mir die Zehen fest umwickelt und aus einem alten Wollschal ein Schulterpolster


