direkt aus Buchenwald kommt. Von ihm hören wir zum ersten Male den Namen Buchenwald , bis dahin wußten wir nur etwas über ein Kon- zentrationslager bei Weimar . Wir stürmen auf ihn ein, aber er sagt nichts Wesentliches über das Lager, nur allgemeine Redensarten, Einzel- heiten, die wahr sind, aber doch kein richtiges Bild vonBuchenwald geben. Wir glauben, daß er ein wenig beschränkt ist, aber er ist von großer Geschäftigkeit und ungemein hilfsbereit bei ıder Bereitung unseres Fußbodenlagers für die Nacht. Er ist blaß, nervös, doch nicht schlecht ernährt, trotzdem er schon drei Monate im Lager war. Nun ist er auf Transport nach Ostpreußen zu einer polizeilichen Vernehmung.

Jedesmal, wenn wir ihm eine Frage nach Buchenwald vorlegen, sagt er nur:Es ist schlimm da, aber ihr werdet ja sehen. Später erst'haben wir begriffen, weshalb er uns nichts über Buchenwald erzählte: Er wollte nicht riskieren, eine, wie es im Lager genannt wurde,matschige Leiche zu werden, d. h. er wollte nicht langsam und grausamst zu Tode ge- quält werden. Er schwieg aus begreiflicher Selbstwehr.

In der Nacht liege ich neben ihm auf der Matratze. Ich lasse nicht ab, ihn immer und immer wieder mit Fragen zu quälen, dennoch erfahre ich nur sehr wenig. Er arbeitete in der Tischlerei.

Wieso Tischlerei? Gibt es so etwas dort auch?

Hast dune Ahnung, dort gibt es alles.

Was hast du dort gemacht?

Ich? Ich habe die Särge schwarz gemacht.

Särge?

Oh, 32,

Was hast du sonst gemacht?

Sonst nichts.

Nur Särge schwarz gemacht?

jan

Den ganzen Tag?

last:

Wieviel an jedem Tag?

Ach so dreißig Stück wohl. Aber ich hab das ja auch nicht allein gemacht.

Wieso nicht allein?

Da waren noch zwei andere, die auch nichts anderes taten.

Waren die Särge nur für Häftlinge?

Rlar. Das sind doch alles ganz einfache Kisten.

Wo werden die Leichen bestattet? Weiß nicht.

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