VOGLEIN
AUF DEM ELEKTRISCHEN DRAHT
Auf dem Draht, der um das Lager gespannt, sitzt ein Vöglein, singt in den Morgen. Ach, könnt ich mir doch für heute nur
die süße Stimme borgen!!
Es schmettert sein Lied in den Frühlingstag,
singt von Feldern im Maien,
von Vater und Mutter, von Glück und Schmach,
vom Vaterland, das wir befreien.
Wir befreien es, so wahr wir sind,
wir öffnen das Tor, wir müssen
hinaus in den heldischen Frühlingswind- zu Wäldern, zu Bächen und Flüssen.
Und wie ich ihm lausche, da hebt es behend
die Schwingen und gibt sich dem Winde.
Ich bin allein, das Lied ist zu End'
und der Dienst ruft, geschwinde!
Ach wir müssen hinaus, der elektrische Draht,
er wird uns nicht ewig zwingen.
Wir werden wie Du, oh Vöglein zart,
unser Lied in den Morgen singen!
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