| Anmerkung | „Hochverehrter Herr Dr.! Es würde mich freuen, wenn Sie während der Sitzungen bei Lenbach Zeit und Lust finden, einen Blick in die „Trojaner“ zu werfen. Wir (Frl. Klingenfeld und ich) haben uns viel Mühe gegeben, haben oft stunden-, ja tagelang über einem Wort gebrütet, und nun bin ich sehr begierig, von einem so kompetenten Richter zu erfahren, ob es nicht am Ende „verlorene Liebesmüh“ war! Wenn Ihnen die eine Wendung nicht gefallen, die andere Ihnen unsangbar oder allzu frei übersetzt erscheinen sollte, so wollen Sie gütigst bedenken, daß es uns vor Allem darauf ankam: keine Noten keinen Rhythmus des Originals zu verändern, und daß wir deßhalb z.B. „ma soeur“ nicht einfach mit „meine Schwester“ wiedergeben konnten, sondern zu einer Umschreibung gezwungen waren. Die Durchführung dieses Grundsatzes war bei diesem Werke um so schwieriger, als Berlioz sehr oft Worte wiederholt hat, auch von der Freiheit der französischen Sprache: keine betonten Sylben zu haben, den ausgiebigsten Gebrauch gemacht hat. Wenn er z.B. das eine Mal heisst: (6/8) par u – ne telle nuit, das andere Mal: (6/8) par u – ne telle nuit, – so kann dies einen Übersetzer zur Verzweiflung bringen! Vielleicht sehen Sie sich das Liebesduett S. 341 etwas genauer an, das uns am meisten Kopfzerbrechen gemacht hat. Und sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie für die Worte: „wie dein Hauch uns umgebet“ ändern, besser fänden – natürlich aber mit Wahrung des Reimes, den wir bei gebundenen Musikstücken nicht entbehren zu sollen geglaubt haben! In aufrichtiger Verehrung und Bewunderung Ihr sehr ergebener Hermann Levi – München 12.4.92“ |
