nen Banditen änderte an dem System nichts, außerdem mußten Häftlinge, die zuviel wußten, früher oder später sowieso eingehen. Sie waren ohne jede Hoffnung auf Freilassung.

Zu den Unglücklichen, die alle Hoffnung fahren las­sen mußten, gehörten die alten Lagerhasen, und unter ihnen vor allem die Bibelforscher, Parzivale, reine Toren im besten menschlichen Sinn des Wortes. Zuver­lässig und verschwiegen, wurden sie für Tätigkeiten eingesetzt, die besondere Einblicke in die Lagerverhält­nisse gestatteten. Zum Dank dafür sollten sie mit ewi­ger Einsperrung bestraft werden. Das jahrelange Fest­halten dieser wertvollen Menschen in einer aussichts­losen Gefangenschaft ist ein besonders schändliches Kapitel im Schuldbuche der Naziherrschaft. Die Blockfunktionäre genossen manche Erleichterung. Sie hatten ihr eigenes Bett, der Blockälteste und der Stubenälteste sogar eine Art eigenen Zimmers, das sie nach ihren Wünschen und den vorhandenen Möglich­keiten behaglich ausstatten konnten. Sie waren besser gekleidet und in dieser Beziehung überhaupt mit al­lem Nötigen aus den Vorräten gut versehen, die sich aus der Hinterlassenschaft durch den Schornstein ent­lassener Häftlinge oder aus dem Gute ausgeraubter Ju­den und wohlhabender Ausländer angesammelt hatten. Sie konnten auch für sich zusätzlich allerlei Nahrungs­mittel besorgen, Speisen und Getränke auf einem Elek­troapparat oder einem eisernen Ofen bereiten und sich weitgehend von der Lagerkost unabhängig machen. Von den Häftlingen, die Lebensmittelpakete erhielten, erwartete man, daß sie ihren Obolus unter mehr oder weniger sanftem Druck in erster Linie an die Block­funktionäre entrichteten. Wenn man bei einem beob­achtete, daß er öfter als der Durchschnitt seiner Ka­

142