ganda dienstbar gemacht. Hitler erklärte seinen dema­gogischen Verzicht auf das Reichskanzlergehalt. War­um er trotzdem in wenigen Jahren der reichste Mann Europas wurde, ist heute kein Geheimnis mehr. Die Anschläge auf Zeitungsbetriebe der Linken nehmen von Tag zu Tag zu. Polizeiliche Durchsuchung der Zimmer und Schubfächer der Abgeordneten im Reichs­tag werden veranstaltet. Der persönlichste Terror nimmt die krassesten Formen an. In der Zeit vom 1. bis 12. Februar 1933 werden 33 Tote und 178 Verwun­dete auf dem politischen Schlachtfeld gezählt. Zur Si­cherung der Wahlfreiheit wird der Ausschuß des Reichstages zur Überwachung der Rechte der Volks­vertretung von seinem Vorsitzenden, dem früheren Reichstagspräsidenten Löbe, einberufen. Ich selbst war Mitglied dieses Ausschusses und nahm an dieser Sit­zung teil. Sie wurde durch tätliche Angriffe der natio­nalsozialistischen Abgeordneten auf den Vorsitzenden und andere Mitglieder gesprengt. Bei diesem Angriff taten sich besonders der verrückte Frank II und der moralische Lümmel Streicher hervor. Eine Untersu­chung der Vorfälle erfolgte trotz eines entsprechenden Versprechens des Reichstagspräsidenten Göring nicht, auch eine Anrufung Hindenburgs blieb ohne Wir­kung.

Der Nationalsozialistischen Partei ging es im Wahl­kampf um die absolute Mehrheit. Diese sollte ihr die Legimitation geben für alles, was sie an Gewalttaten vorhatte. Offenbar hatte sie aber das Gefühl, daß die bisherigen Einschüchterungsmethoden nicht ganz aus­reichten und sie entschloß sich deshalb zu einem Fi­nale, einem politischen Verbrechen von herostratischer Größe, einem modernen Tempelbrand. Als am Montag, dem 27. 2., fünf Tage vor dem Wahltermin, abends

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