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aber bei jedem Luftzug; fehlt uns doch seit Jahren das wichtigste Vitamin, die Freiheit. Corpus sanum in mente sana!( Ein unkt gesunder Körper in einem gesunden Geist). Wo die Freiheit das fehlt, krankt Wille, Verstand und Gefühl; ist die Seele ück- außer Rand und Band, folgt des Leibes Zerstörung auf dem bin Fuße. Verrückt sind wir alle; der eine mehr, der andere weniger. Bei jedem ist der Verstand in Mitleidenschaft geein- zogen, am meisten bei den alten Semestern. Nur so sind die tete Quälereien zu erklären, mit denen wir einander in den Tod cod- hetzen. Das einzige Mittel, die Seele gesund zu erhalten, Zu- der Glaube an den Heiland, wird von den meisten Deut schen verächtlich beiseitegeschoben. Wir haben, Gott sei es geklagt, im Lager den traurigen Ruhm, unter allen Völkern. das gottloseste zu sein. Selbst von den jungen Russen tragen viele ein Kreuz auf der Brust und, nach ihrer Religion befragt, erklären sie sich nicht etwa als Atheisten, sondern als Prawoslawen, das heißt als orthodoxe Christen. Seit kurzem macht sich ein gewisser Umschwung bemerkbar, sei es, daß der Terror einer bestimmten Gruppe gegen alles, was innere Erhebung heißt, nachläßt, sei es, daß die Neuen einen besseren Geist hereinbringen, oder sei es, daß der GEIST selbst sich ans Werk macht, uns heimzusuchen und unserm Elend aufzuhelfen. Die Predigten, obwohl für Nichtgeistliche verboten, werden von Sonntag zu Sonntag besser besucht, und zu unserm kleinen Kreise in der Ecke findet sich einer nach dem andern hinzu, so daß wir manchmal schon die Zahl der Apostel erreicht haben.
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6. Juli 1944 Eine garstige Blüte der Hitlerkultur verbreitete heute Morgen ihr Aroma über ganz Dachau . Es ist nicht der Wohlgeruch des Lebens, sondern der Pesthauch der Verwesung, der ihrem Kelch entströmt. Es war in aller Frühe, als wir beim Ausrücken das Geleise überquerten, das vom Bahnhof zu den SS - Baracken führt. Pfui Kuckuck! Was für


