ZWEITAUSEND TAGE DACHAU

richt, daß es in Berlin wieder Bomben gehagelt habe. Ich muß ihnen nun doch schreiben, daß sie ihrem Wohltun Zügel anlegen. Es geht nicht an, daß sie den Fremdling versorgen, während sie selbst Hunger leiden.

3:: BE Jeden Tag erfahre ich ein weiteres Stückchen aus des

Paters Laetitii Leben. Von seiner Taufe berichtete er mir halben Stunde seines

heute: Er ist schon in der ersten Lebens getauft worden. Anders tat es seine Mutter bei keinem ihrer Kinder. Ein Heidenkind wollte sie nicht ans Herz nehmen, nicht einmal sehen. So wurden die Neu- geborenen Hals über Kopf zur Kirche geschickt. Wenn sie aber als getaufte Christen zurückkamen, war die Freude der Mutter überschwenglich. Sie drückte sie an die Brust und küßte sie, unaufhörlich rufend:Gottwillkommen, du liebes Gotteskindlein du! Ist es da ein Wunder, daß

Kindlein später ein Pater wurde, der die d des Kardi-

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aus einem dieser Bibel ins Holländische übersetzte, ein Freun

- nals Faulhaber und ums Haar der Gründer einer Juden-

te? Und

mission, wenn das letztere der Papst erlaubt hät

daß es eines Tages im KZ lande? 26. Dezember

Heute ist Stephanstag; es dunkelt schon, Weihnachten 1943 ist bald vorüber. Draußen im Lager ist schon allent- halben gearbeitet worden. Ja, war denn überhaupt Weih- nacht? Einige Anzeichen sprechen dafür, so die schlanke Tanne, die wie ein Paradiesengel die Türe bewacht zu um serer Stube, welche allerdings nichts von einem Paradies an sich hat. Die glänzenden Kugeln in den herrlich satten roten, blauen, gelben und grünen Farben fehlen vollständig. Auch Weihnachtsglocken ließen sich nicht hören, weder fern noch nah. Einige Fetzchen aus Krippenliedern, von einer schätternden Mundharfe gespielt, hingen zuweilen in der Luft. Die Deutschen, kaum ein Dutzend in der Stube, ver sammelten sich am Ofen und stimmten ihrStille Nacht

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