Im ganzen werden 10 000 Franzosen eingetragen, von denen im Januar 1945 nur noch 4215 existieren, I 385 im Hauptlager und die übrigen auf verschiedene Zweigstellen verteilt. Das Leben ist sehr hart. Es wird 12-18 Stunden gearbeitet. Abmarsch und Heimkehr vollziehen sich vorschriftsmäßig bei den Klängen fröhlicher Musik. Das Lager ist sauber, dagegen konnten die Gefangenen im Laufe von 7 Monaten nur zweimal die Wäsche wechseln.
Die Appelle sind endlos! Die ärztlichen Untersuchungen finden in diesem rauhen Klima, bei jedem Wetter, unter freiem Himmel statt.
Es mangelt nie an Vorwänden für Schikanen! Durch die zahlreichen Alarme werden die Gefangenen gezwungen, Tag und Nacht die ,, Schutzräume" aufzusuchen, eisige Kellerräume, welche nur den Fußboden oder eine dünne Wand als Bomben- Schutz bieten. Im übrigen ist das Lager niemals von der RAF. bombardiert worden, da es ihr sicherlich bekannt war.
Die Mißhandlungen sind an der Tagesordnung: Prügelstrafe, öffentliches Erhängen und ,, wissenschaftliche Experimente", die besonders an israe litischen Kindern vorgenommen werden. Eine der beliebtesten Strafen ist das ,, Tauchen " in dem eisigen Teich.
Trotzdem wird die Moral so hoch gehalten, daß noch jetzt ein Bericht über eine geheime Versammlung, die am 26. Februar 1945 abgehalten wurde, vorliegt. In diesem Bericht machten die Deportierten eine Aufstellung der Klagen und Beschwerden, sowie der moralischen und materiellen Schadenersatzansprüche, die bei der Heimkehr geltend gemacht werden sollten.
Ende April, beim Herannahen der allierten Armee, wird die gesamte Belegschaft des Lagers: 12-13 000 Männer, davon ungefähr 2 500 Franzosen, bei Neustadt eingeschifft auf den vier
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Schiffen: ,, CAP ARCONA "( s. abgebildetes Wrack), auf welchem fast alle Franzosen gruppiert werden, die ,, DEUTSCHLAND ", die ,, ATHENA " und die ,, THIELBECK" . Während dieser Evakuierungsperiode ist die Verpflegung sozusagen gleich Null.
Man hatte den Gefangenen Schweden als Bestimmungsland genannt, aber einige von ihnen haben Unterhaltungen derSS- Aufseher belauscht, aus denen hervorgeht, daß man die Absicht hat, sie in den Tod zu schicken.
Am
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Mai werden die Schiffe, die noch in der Reede liegen, von englischen Fliegern überflogen. Die ,, ATHENA", welche bewaffnet ist, eröffnet das Feuer auf die RAF . Die Engländer erwidern das Feuer; sie ahnen nicht, daß an Bord dieser kämpfenden Schiffe, welche die Hakenkreuzfahne tragen, Gefangene sind. Laut Bericht eines Delegierten des Roten Kreuzes wurde versucht, die RAF. zu benachrichtigen, doch die Botschaft konnte nicht übermittelt werden.
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Die„, CAP ARCONA " gerät in Brand. Die ,, THIELBECK" versinkt. Über das Geschick der ,, DEUTSCHLAND " liegen nur unklare Meldungen vor. Die ,, ATHENA" ist nur beschädigt, und da deutsche Soldaten verletzt sind, werden einige hundert Gefangene in ihren gestreiften Anzügen auf die Brücke gebracht. Die Flieger stellen sofort das Bombardement ein, doch während der Landung der ,, ATHENA" tötet die SS, die an der Küste Wache hält, die Gefangenen, welche versuchen, schwimmend das Ufer zu erreichen.
Schon vor dem Erscheinen der RAF. warteten deutsche U- Boote in den tiefen Gewässern, um die 4 Schiffe zu torpedieren.
2500 Deportierte, darunter 380 Franzosen, entgingen der Katastrophe.