> HEIMLICHES DEUTSCHLAND<
In dieser Broschüre war nur von Männern der Widerstandsbewegung die Rede. Das darf aber nicht zu der sehr irrtümlichen Meinung verführen, daß nur Männer den Kampf gegen den Nationalsozialismus geführt haben. Im Gegenteil, es ist nicht zu viel behauptet, wenn ich sage, daß es keinen antifaschistischen Kämpfer gegeben hat, dem nicht wenigstens eine Mutter, eine Schwester, eine Ehefrau oder eine Freundin als Mitkämpferin zur Seite gestanden hat, genau so wie er bewußt und bereit, ihre Freiheit oder ihr Leben dafür hinzugeben. Darüber hinaus muß endlich auch einmal derer gedacht werden, die still und unauffällig während der ganzen zwölf Jahre des unseligen Naziregimes ihre Wohnungen zur illegalen Arbeit zur Verfügung stellten.- ,, Weiter nichts?" wird mancher fragen, nein, weiter taten diese Tapferen nichts, die zum überwiegenden Teil auch Frauen waren. Aber das war sehr viel, das war alles, das war überhaupt erst die Basis, auf der sich dieser unerhörte zähe Kampf aufbaute. Ohne diese hilfsbereiten Frauen wäre jegliche Flugblatt- und Zeitungsherstellung, wäre jedes organisierte und als politisches Kampfmittel benutzte Radiohören unmöglich gewesen. · Sie riskierten alle genau wie wir täglich und stündlich ihre Freiheit, ja zuletzt ihren Kopf, und nur dem beispiellosen mutigen Verschweigen der Verhafteten, die sich trotz aller Terrorverhöre nicht zum Verrat der Adressen zwingen ließen, hat es der größte Teil dieser treuen Mitarbeiterinnen zu verdanken, daß er unbehelligt geblieben ist.- Eine Statistik, deren Zusammenstellung trotz heute fast unüberwindlicher Schwierigkeiten in Arbeit ist, wird in unwiderlegbaren Zahlen das hohe Lied all der Frauen singen, die sich, bekannt oder unbekannt, weit über ihr naturgegebenen Kräfte hinaus als wahre Menschen zeigten. Hochherzig, charaktervoll und unermüdlich opferten sie sich zahlreich wie die Männer im Kampf gegen die Unnienschlichkeit.
-
-
EVA LIPPOLD


