2. SO ARBEITETE EINE GRUPPE

Vor der Mac' übernahme bereiteten sich etwa 60 Mann systematisch durch Schulung und Besprechung auf die Illegalität vor.

Dar Re'chstagsbrand war das Signal, aus der Ofentlichkeit zu verschwinden. Da die meisten Mitglieder aber wegen ihrer aktiven antifaschistischen Tätigkeit bekannt waren, halten sie Opfer, sobald sie persönlich erkannt wurden.

So trafen 30 SA- Männer auf der Straße den Leiter der Gruppe( Spandau - Wilhelmstadt), schlugan ihn zu Boden und schleppten ihn in die SA- Kaserne. Neun Stunden lang miẞ­handelte man 22 Mann, die man aufgestöbert hatte, viehisch. Bis ordentliche Polizei- die zu dieser Zeit noch republikanischen Mut zeigte die 22 mit Gewalt herausholte und in- Krankenhäuser brachte. Denn die meisten waren schwer verletzt.

Sechs Wochen lag der Gruppenleiter dort. Beinahe geheilt, erfuhr er, daß die SA sich er­kundigt hatte, wann er entlassen werden solle. Daraufhin entfloh er im Mai. Sofort stellte er sich der Berliner Leitung zur Verfügung, die ihm auftrug, nach Spandau zurückzugehen und eine neue Gruppe zu bilden. Ohne ein Wort der Diskussion übernahm er den Auftrag. Ende Juni nahmen wieder etwa 50 Kameraden an der Widerstandsarbeit teil. Sie waren in Gruppen von etwa je zehn Mann zusammengefaßt. Sie malten mit Olfarbe antihitlerische Parolen an die Wände, stellten in einer Laube Flugblätter her, verteilten sie in Häusern und klebten sie an Zäune.

Ende Juni hatten sich die ersten Kaders der Gestapo gebildet. Einer Kolonne fiel ein Kurier dieser Gruppe in die Hände. In der Gestapo - Unterkunft General- Pape- Straße wurde er fürchterlich gefoltert. Trotzdem er u. a. acht Stunden lang an den Armen frei aufgehängt wurde, gab er nur unklare Auskünfte, mit denen die Gestapo nichts anfangen konnte. Da man des Leiters und seiner Gruppe nicht habhaft werden konnte, umstellte man seine Woh­nung, durchstöberte und verwüstete sie und verhaftete zwei seiner Brüder. Er selbst wechselte die Quartiere und arbeitete ununterbrochen weiter gegen die Faschisten. Aber schließlich wurde beschlossen, daß er in die Emigration müsse.

Mit falschen Papieren brachte man ihn ins Saargebiet. Dort arbeitete er an der antihitlerischen Propaganda für den Status quo. In Verbindung mit saarländischen Antifaschisten bearbeitete er die Arbeiter der Röchling- Hütte in Völklingen in antifaschistischem Sinne. Unter den etwa 5000 Arbeitern veranlaßte er Diskussionen, verbreitete Antikriegsparolen und sogar Flugblätter. Nach der unglücklichon Saarabstimmung hatte er eine starke Gruppe Antifaschisten zu­sammengebracht.

Aber anfangs März hatte die Gestapo seine Spur gefunden, und er mußte nach Frankreich emigrieren. Von dort wurde er weiter in die Schweiz geschickt, wo er in der deutschen Ab­teilung der Emigranten in der Transportgruppe seine politische Arbeit aufnahm. In Verbindung mit antifaschistischen Kameraden aus Süd- und Südwestdeutschland verbreitete er regelmäßig Zeitungen, getarnte Broschüren, Bücher und Flugblätter in Deutschland . Besprechungen mit Kameraden aus Deutschland fanden in der Schweiz statt.. Illegaler Grenzübertritt wurde organisiert.

Von Juli bis Dezember 1936 brachten sie allein 400 Deutsche über die Grenzen. Im Juli 1937 mußte die Gruppe, wegen der Ausweisung aus der Schweiz , nach Frankreich emigrieren. In Paris arbeitele sie mit Emigrantengruppen zusammen, sammelte Geld für die Unterstützung der illegalen Kämpfer gegen Hitler im Reich und händigte es vor allem den Angehörigen politischer Häftlinge aus.

Boi Kriegsausbruch in Frankreich interniert. Da sie sich jedoch bereit erklärten, aktiv gegen den Hitlerfaschismus zu kämpfen, stellte man sie in die eigens von der Regierung gebildete Formation Prostataire ein. Dort wurde Schanzarbeit im Grenzgebiet geleistet. Diese Tätigkeit kostete die Gruppe viele Menschenopfer.

Nach dor Besetzung Frankreichs durch Hitler verhaftet, verschwanden die meisten in Kerkern und Konzentrationslagern. Der Leiter der Gruppe, schwer an Gelenkrheumatismus erkrankt zeitweise gelülrmt, wurde als haltunfähig entlassen, aber unter Kontrolle gestellt. Sobald sich sein Gesundheitszustand gebessert hatte, nahm er wieder Verbindung zu alten Spandauer und Staakener Mitkämpfern des Widerstandes auf und bildete eine neue Gruppe aktiver Hitlergegner. In der letzten Zeit des Krieges halfen sie vor allem Deserteuren und verschaffton ihnen Zivilkleider.

Beim Emarsch der Roten Armee hißten sie die weiße Fahne und retteten damit einen Stadt­tell ve der Zerstörung.

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