WIDERSTANDSGRUPPE

SAEFKOW

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VON K. RADDATZ

Wenn in der Geschichte der deutschen Widerstandsbewegung der Gruppe Saefkow ein be­sonderes Blatt gewidmet wird, dann schmälern wir nicht die Verdienste der vielen anderen Gruppen und der unzähligen namenlosen Organisatoren des Widerstandes gegen den­Hitlerfaschismus. Mit Anton Saefkow , der am 18. September 1944 mutig und ungebeugt im Zuchthaus Brandenburg sein Haupt dem Scharfrichter beugte, fiel der überragende Or­ganisator einer Widerstandsgruppe, die aus den verhängnisvollen Fehlern der Vergangen­heit gelernt hatte und mit einem beispiellosen Heldenmut und mit äußerster Entschlossen­heit den Kampf für den Sturz des Hitlerregimes und für den Frieden aufnahm. Worin liegen die besonderen Verdienste dieser Gruppe? Saefkow und seine engeren Mit­arbeiter, Baestlein, Jakob, Tschaepe und Thomas, schufen unter den durch den Krieg be­sonders verschärften Bedingungen der Illegalität eine Widerstandsbewegung, die nicht nur kommunistische und sozialdemokratische Arbeiter, sondern auch viele parteilose Anti­faschisten und entschlossene Gegner des Faschismus aus bürgerlichen Kreisen erfaßte. In über 30 Großbetrieben Berlins , darunter vielen Rüstungsbetrieben, hatte sich die Saefkow­Gruppe durch den Aufbau von Betriebsgruppen einen entscheidenden politischen Einfluß gesichert, und durch die Aufnahme fester Verbindungen zu den Widerstandsgruppen zahl­reicher deutscher Großstädte, wie Magdeburg , Leipzig , Dresden , Hamburg , dehnte sie die Organisation auf weitere Teile Deutschlands aus.

Die Bemühungen der Saefkow- Gruppe, der zersplitterten deutschen Widerstandsbewegung eine zentrale Leitung zu geben, entsprangen der reifen politischen Erkenntnis, daß sich die Macht des Hitlerfaschismus nicht nur auf seine Schreckens- und Gewaltherrschaft, sondern

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