Oben ertönen erregte Stimmen. Dann packen mich zwei drei Fäuste am Rockkragen und zerren mich auf Deck. Und dann weiß ich nichts mehr.

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Wir sitzen auf der Terrasse des kleinen Landhauses am See und schlürfen Tee. Wir sitzen in bequemen Sesseln. Leise Radiomusik tönt aus dem Haus. Aufmerk­sam gießt die Hausfrau von Zeit zu Zeit die geleerten Tassen nach. Zigarettenrauch ringelt sich in kleinen Wölkchen.

Ach, ist es denn möglich?

Der Blick schweift über die spiegelblanke sonnen­glitzernde See bis zu den fernen Gestaden der östlichen Travebucht, und eine wohlige Ruhe hüllt uns ein wie ein weicher zärtlicher Mantel. Wir plaudern ein wenig, dies und das, dann schweigen wir wieder ein wenig und genießen das Leben mit einem gewissen ungläubigen Er­

staunen.

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Nie wieder Kasernen, nie wieder Uniformen, nie wieder militärische Kommandos, nie wieder die barbarische Jani­tscharenmusik, Abzählen, Marschkolonnen, numerierte Sklavenherden endlich wieder Mensch sein und sonst

nichts!

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Drüben ragt der Schiffsrumpf der Cap Arcona " aus dem Wasser, dahinter die ,, Deutschland ", daneben die ,, Thilbeck" und rundum glatte See und Frieden. Viel­leicht werden noch ein paar Tage lang verbrannte Leichen ans Ufer geschwemmt werden, dann wird der Mantel der Vergessenheit sich über die Katastrophe des 3. Mai breiten.

,, Die Engländer waren außer sich, als sie die Besche­rung am Strand vorfanden," nahm Hans Frölich, unser Gastgeber, seinen Bericht wieder auf. ,, Auf der kaum 600 Meter langen Uferstrecke lagen noch über 100 Leichen von Männern und Frauen zum Teil mit Knüppeln tot­geschlagen. Wen sie von der SS und von den U- Boot­

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