Dagegen müssen wir uns grundsätzlich von denTor- sperren fernhalten, auch wenn sie gute Genossen sein sollten.

Ich begreife. DieTorsperren sind die zum Tode Ver- urteilten, die bisweilen monatelang Abend für Abend auf ihre Hinrichtung warten. Das Torsperrkontigent beträgt etwa 100 bis 120 Mann. Fast abendlich werden einige von ibnen nach Aufruf ihrer Nummer abgeführt und im Bunker gehängt. Einmal waren es 48 Holländer auf einmal. Täglich werden die gelichteten Reihen durch Zugänge aufgefüllt.

Martin Jenssen, ein guter Genosse aus Flensburg , war- tete so 9 Monate lang auf den Galgen Tag für Tag um dann wenige Tage vor unserer Befreiung doch noch ein tragisches Ende zu finden.

Ich lerne Hans Schwarz kennen, einen stillen unschein- baren Oesterreicher, der in seinem politisch bewegten Leben italienische, polnische, österreichische und deutsche Gefängnisse und Läger absolviert hat. Er entwickelt uns seine Ansichten über die kommende Entwicklung.

Mit einem unmittelbaren Friedensschluß können wir nicht rechnen, meinf er,es ist durchaus möglich, daß sich einzelne deutsche Widerstandsgruppen noch monate- lang isoliert verteidigen. Von diesem Standpunkt müssen wir ausgehen, wenn wir unsere eigenen Widerstandsmög- lichkeiten ins Auge fassen.

Wir werden sehen, wie recht Hans behielt.

In kurzer Folge macht mich Hermann mit dem jungen Andre, dem Führer der belgischen Gruppe, mit Franzek » Wojnarski, einem der wenigen polnischen Genossen die überwältigende Mehrzahl sind Chauvinisten Londoner Richtung und antirussisch eingestellt ferner mit Her- mann, dem Führer der hervorragend disziplinierten jugo- slawischen Partisanengruppe und mit anderen Ausländern bekannt. Michail Sacharow, Hauptmann der Roten Armee, und Alexander Chomenko, Oberleutnant, kenne ich bereits aus der Schmiede und habe mich mit diesen beiden hervor-

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