Wutschnaubend stürze ich zu Felix.
,, Felix, du bist hier alter Lagerfuchs, gehe zu dem Kerl hin und sag' ihm, wer ich bin. Er scheint mich für einen Kriminellen zu halten!"
,, Mein Junge," Felix' etwas fette Stimme klingt wiederum väterlich ,,, ich gebe dir einen guten Rat: Mach deine Stunde Kniebeuge und rede hier nicht so viel. Der weiß schon ganz genau, wer du bist, aber hier herrscht nun einmal Disziplin!"
an.
Julius Baumgarten, der Bayer, sieht mich verächtlich Dann meint er wegwerfend: Was ist schon dabei? Ihr Herren aus den Zuchthäusern müßt nicht so empfindlich sein. Ihr müßt erst das mitmachen, was wir erlebt haben. Dann habt ihr vielleicht Grund zum Jammern vorher nicht!"
Gut. Ich stehe Kniebeuge.
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Abends verkünden uns die zehn Kapos, daß wir übrigen vier ,, Reichsdeutschen"( von politisch war keine Rede) an ihrem Honoratiorentisch Platz nehmen dürfen.
Am folgenden Morgen begann das Drama.
Kurz nach dem Wecksignal um 3 Uhr ertönt ein fürchterliches Geschrei aus dem Waschraum. Ich stürze hinaus. Dort ist eine Schlacht im Gange. Die Kapos reißen Holländern und Russen die Hemden vom Leib. Latten und Peitschen sausen durch die Luft auf nackte Körper. Ich sehe Julius Baumgarten aus Dachau , der sich selbst mit Vorliebe als ,, alter Bolschewik" bezeichnet, bei der Arbeit. ,, Ihr verdammten Schweine," gröhlt Julius ,,, ihr wollt euch nicht waschen! Herunter mit den Klamotten! Euch wollen wir wohl Ordnung beibringen!"
Ich gerate in das Gedränge, bekomme auch einige Hiebe und schlage mich durch das Gewühl zum Schlafraum durch.
Dort erhebe ich meine Stimme: ,, Da draußen sind ein paar Idioten wahnsinnig geworden. Die prügeln wie die
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