nen, viele Frauen, und dann herrscht eben ein unvorstellbares Spitzelsystem. Ein großer Teil der klassenbewußten Arbeiterschaft ist eingezogen, so daß die ganze Lage anders beurteilt werden muß."
,, Gut," räume ich ein ,,, nehmen wir an, viele von uns sind an der Front. Warum geschieht nichts an der Front?" Ich führe Beispiele an von Genossen, die an der Ostfront gefallen sind. Warum sind sie nicht desertiert? Warum haben sie nicht die Waffen gegen die eigenen ,, Himmelstöße" umgedreht?
Tünnes argumentiert, daß an der Front heute vielfach eine aussichtslose Situation besteht. ,, Die Partisanen können keine Gefangenen mit sich herumschleppen. Noch weniger können sie sich mit Ueberläufern befassen. Das verbietet ihre primitivste Sicherheit. Und ebenso wenig können sie einem deutschen Soldaten ansehen, ob er Kommunist ist oder nicht."
Ich gestehe auch diese Notlage zu. Aber wie stellen sich unsere Genossen zu der Tatsache, daß auch abgeschnittene Truppenteile Wolchow , Ukraine , später die Atlantik
-
-
Brückenköpfe in Frankreich auf verlorenem Posten kämpfen, ohne zu kapitulieren? Wer zwingt sie dort zum Kämpfen? Außer einer Handvoll Offiziere?
Heftig stoßen sich die Ansichten im Raum. Das Verhalten der Truppe hat keine Parallele zum ersten Weltkrieg, wo das Schimpfwort ,, Kriegsverlängerer" von den kriegsmüden Soldaten selbst erfunden wurde. Es ist unmöglich, sich ein Bild über die wahren Verhältnisse zu machen.
Wir wehren uns gegen den Gedanken, daß die Truppe auch heute noch kampfgewillt ist und ein zuverlässiges Instrument in der Hand ihrer nationalsozialistischen Führer. Und schließlich: Gab es nicht einen Paulus, von dem wir bereits Wundermärchen vernehmen?
Ach, ein Paulus macht noch keinen Frieden! Bittere Ueberraschungen stehen uns noch bevor.
132


