einigen hundert Tütenpensen, mit denen ich Anfänger und Ungeschickte— sofern sie keine Nazis sind—„finan- ziere‘. Auch Walter macht es in seinem Betrieb ebenso. Trotzdem zeigt die nächste Wiegung, daß in meinem Betrieb 7 Mann— das sind 12 Prozent der Belegschaft — weniger als einen Zentner wiegen.
Gefangene, die ihr Pensum nicht leisten, werden unserm fröhlichen, meist angeheiterten Arzt vorgeführt. Dr. Brand — er hat sich seinen irdischen Richtern durch einen zu frühen natürlichen Tod entzogen, während sein Sanitäts- büttel Hartmann bei den Kämpfen um Hameln im. Früh- jahr 1945 den Tod finden wird— setzt bei guter Laune für Invaliden das Pensum auf Einhalb, Zweidrittel, Drei- viertel des Normalsatzes fest, oder auch nicht.
Seht, in der Korbflechterei ist ein verstockter Sünder,
der mit vorsätzlicher Bosheit— seine leicht hervorquel- lenden Augen können die Sabotageabsicht nicht ver- bergen!— von Tag zu Tag weniger arbeitet. Schlimmer:
Er zerschneidet Material und vernichtet dadurch wert- volle Rohstoffe. Die erste Woche Arrest wird ihn gefügig machen.
Weit gefehlt! Nach seiner Rückkehr aus dem Arrest setzt unser Kollege(er ist übrigens Devisenschieber, ein weit gereister Kaufmann und kann daher nicht dumm sein) sein Treiben in verstärktem Maße fort, wahrscheinlich in der irrigen Absicht, mit seinem Dickkopf durch die Wand zu rennen.
Freund, die Wand ist dick und hart! Nach dem dritten Arrest bei Wasser und Brot wird er etwas über 70 Pfund wiegen. Unser Arzt hat die Arrestfähigkeit jeweils schrift- lich bestätigt. Im letzten Monat wird er ganze drei Pensen liefern. Auf Vorhaltungen seines Stationsbeamten werden seine Froschaugen störrisch ins Leere blicken. Nun— für Arzt und Anstalt ist es nunmehr eine ‚Prestigefrage, nicht nachzugeben. Unser Kollege kommt in Absonderung in den Zellenflügel.
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