Als ich auf meine Abteilung zurückkehre, herrscht Auf­regung im Saal. Von allen Seiten werde ich mit Fragen bestürmt, was es im Keller gegeben habe. Auguste be­trachtet mich prüfend von der Seite, dann kann er seine Neugierde nicht länger verbergen und befragt mich. Ich berichte ihm den Vorfall. Er blickt erschrocken.

,, Go- gu- el, ich habe nichts gesehen und kann daher auch nichts für Sie tun. Aber versuchen Sie es immer­hin und melden Sie es dem Arbeitsinspektor," spricht er zögernd und wohlüberlegt.

,, Das werde ich nicht tun, Herr Oberwachtmeister." Und damit kehre ich ihm den Rücken und ziehe mich in meinen Lagerraum zurück.

Wir halten Kriegsrat ab. Auch Alfred Jahn ist der Meinung, ich solle den Beschwerdeweg über den Arbeits­inspektor einschlagen. Tünnes rät sogar zu einer direkten Demarche beim Anstaltsleiter.

,, Glaubt ihr denn in diesem Hause an einen Instanzen­weg?" halte ich ihnen entgegen ,,, oh, ihr Harmlosen! Was wird geschehen? Er streitet alles ab. Er nimmt seine Aus­sage auf seinen Beamteneid, und alles bleibt beim alten. Aber nächste Woche steigt die nächste Prozedur."

Andere Genossen raten mir, die Sache einschlafen zu lassen. Du kannst ja doch nichts machen, du bist nun einmal in ihrer Gewalt," das ist der Tenor ihrer gutge­meinten Ratschläge.

,, Laẞt mich in Frieden. Wenn ihr mir nichts Besseres zu sagen habt, dann macht gefälligst, daß ihr hier heraus­kommt. Ich lasse diese Angelegenheit auf gar keinen Fall auf sich beruhen!"

Und dann beginne ich zu grübeln.

Es ist ein gewagtes Unternehmen, das ich vorhabe. Ein Unternehmen, das in einem Konzentrationslager oder wahrscheinlich auch in manchem anderen Zuchthaus von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Ob es in Hameln gelingt, kann ich heute noch nicht sagen.

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