Ich kenne seine Abneigung, irgendeinen Posten ein- zunehmen, aber ich will ihm einmal auf den Zahn fühlen.
„Du kennst die Verhältnisse doch viel besser als ich. Warum hast du überhaupt noch keine Funktion im Hause?"
„Ich?'‘— sein Kamm sträubt sich wie bei einem ge- reizten Truthahn,„sehe ich so aus, als ob ich Handlanger für diese Banditen spiele? Das wäre noch schöner! Das kommt auf keinen Fall in Frage!”
„So, aber mir mutest du zu, diesen„Handlanger” zu spielen! Du siehst zwar die Notwendigkeit ein, daß irgendeiner von uns hier Kalfaktor oder Vorarbeiter spielt. Und warum tust du es nicht?”
„Ich mache euch ja gar keine Vorwürfe, aber laßt mich in Frieden," beendet Tünnes mit einer entschiedenen Hand- bewegung die Diskussion.„Spielen wir lieber eine Partie Schach ."
Und alsbald marschiert Rot gegen Weiß auf dem Brett der 64 Felder. i
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Sauer wird mir mein Posten. Die Atmosphäre ist stets mit Mißtrauen und Spannung geladen. Es ist unmöglich, hier warm zu werden.
Einige Genossen sitzen draußen im Tütenklebersaal an einem Tisch und bilden eine Art Tafelrunde. Ich aber in meinem Lagerraum bin allein. Sie genießen die Stun- den, wenn einmal statt Auguste etwa Onkel Luis, Schweinebacke oder Heinrich, der Ziegelbäcker, dem Saal präsidiert. Dann erschallt dort ab und zu ein gedämpftes Gelächter durch den Raum.
Oft schleichen leise Beamtensohlen vor die Lagertür. Oft klickt der„Spion‘ am Lagerraum. Oft wird über- raschend die Lagertüre aufgerissen und ein argwöhnischer Zwicker mustert die Ecken. Dieser Zustand muß beendet werden. Ich entschließe mich, zu handeln.
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