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Und er wird erleben, daß die Welt inzwischen ohne ihn weitergerollt ist.
Ein anderer mag die Sonde der Selbstkritik anlegen. Er mag forschen nach den Ursachen unserer Niederlage. Aber er mag vorsichtig sein, daß er in seiner Zelle nicht in den Sumpf unfruchtbaren Grübelns gerät und endlich darin umkommt. Es liegt in deiner eigenen Hand. Nun handle!
„Diese Woche wird gefilzt,“ kündigt mein Zellenkollege Wilhelm an.„Richte dich darauf ein.“
Willi ist alter Veteran. Er hat 14» Jahre um. Die lebenslängliche Zuchthausstrafe war in 15 Jahre umge- wandelt worden. Wie die meisten seiner Kategorie hat er den Mord kurz nach dem Weltkrieg begangen. Wie die meisten seiner Faktumskollegen ist er— obgleich ungelernter Arbeiter— sehr belesen. Geschichte, Philo- sophie, Volkswirtschaft sind Wissensgebiete, auf denen er sich ziemlich sicher bewegt. Eine Kiste mit fast hundert wissenschaftlichen Werken in der Zelle— das letzte Ueberbleibsel des„humanen Strafvollzuges aus der Wei- marer Zeit— zeugen von dem Streben eines Mannes, sich weiter zu entwickeln. Daß er keinen Posten im Hause bekleidet, spricht nur für ihn.
„Filzen? Ich lasse mich nicht filzen!” erkläre ich kurz, „wenn sie etwas von mir wollen, können sie mich fragen, wie das unter anständigen Menschen Sitte ist!"
Ich habe bei der Polizei noch nicht genug gelemt. Wilhelm lächelt, schüttelt leise den kahlen Kopf, schweigt. Er schweigt meistens.
Einige Tage später werden wir beim Einrücken vor der Freistunde durch ein Beamten.aufgebot umstellt. Lautes Geschrei ertönt, große Aufregung allerseits. Einzeln werden wir abgeführt.


