Intermezzo 1946

Die Einzelheiten verdienen Interesse.

Am 20. Februar 1946 erfährt die aufhorchende deutsche Oeffentlichkeit, daß ein Untersuchungsverfahren gegen den inzwischen zum Oberlandesgerichtspräsidenten beförderten Dr. Hermsen eröffnet worden sei.

,, Als sich," so führte der Oberlandesgerichtspräsident Dr. Lingemann, Düsseldorf , einleitend aus ,,, die Anschuldi­gungen gegen Dr. Hermsen immer mehr verdichteten, ordnete die Militärregierung die Bildung eines Unter­suchungsausschusses an, dem außer mir die Herren Gene­ralstaatsanwälte Dr. Klaas aus Hamburg und Dr. Staff aus Braunschweig angehören. Der Ausschuß wird am 20. Fe­bruar in Düsseldorf , am 21. und 22. Februar in Hamm , am 26., 27. und nötigenfalls 28. Februar in Hannover sowie am 5. März zum Abschluß in Düsseldorf tagen."

,, In Hannover findet die öffentliche Verhandlung im Landgerichtsgebäude statt. Dr. Hermsen, der nicht an­wesend war, bezeichnete sich in einem Exposé als über­zeugten Katholiken. Er ist 63 Jahre alt, seit 1913 als Richter tätig, gehörte vor 1933 der Zentrums- Partei an und wurde deshalb 1933 als Landgerichtspräsident in Koblenz abge­setzt, aber schon nach wenigen Monaten, Ende 1933, als Präsident eines Strafsenats für Hochverratssachen nach Hamm versetzt. Diese Funktion sei ihm unangenehm gewesen, er könne aber auf seine schwere Pflicht mit Ruhe zurückblicken. Mitglied der NSDAP , SA oder SS war er nicht."

( ,, Neuer Hannoverscher Kurier", 22. 2. 46)

,, Als erster Zeuge wurde der Senatspräsident Kuhlmann aus Hamm vernommen. Nächst sich selbst bezeichnete Dr. Kuhlmann Hermsen als den fanatischsten Antinazi am Oberlandesgericht Hamm ."

( ,, Neuer Hannoverscher Kurier", 22. 2. 46)

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