Zweites Kapitel

Ein Sprung ins Ungewisse

s ist Abend. Ein Abend, den ich nicht vergesse.

Vier Schritte vorwärts, kehrt, vier Schritte rückwärts, kehrt Minuten Stunden.

Dunkelheit bricht ein, die Tagesgeräusche verebben.

Drunten im Stall rasselt manchmal eine Kette, ein Huf schlägt auf Stein, dann herrscht wieder Ruhe.

Ab und zu das Schnauben eines Kraftwagens, der in den Polizeihof einfährt, um ihn bald wieder zu verlassen: der unheimliche schwarze Mercedes , der die schwierigen Fälle zur nächtlichen Vernehmung in die Reuterkaserne, ins Getreidehaus auf der Bismarckstraße oder in die Nervenklinik Grafenberg brachte, zur Spezialvernehmung, um oft genug mit Todesfracht zurückzukehren.

Ab und zu ein Schlüsselklirren, füsternde Stimmen, dann wieder Stille eine fürchterliche Stille.

Du bist allein in dieser großen Stadt, und keiner kann dir helfen. Du allein mußt entscheiden, was richtig ist. und keiner wird dich entschuldigen, wenn du das Falsche tust.

Nur du kennst deine eignen Kräfte. Nur du weißt, ob du das Verhör morgen früh überstehst oder ob der Rest deines Willens zerbrochen sein wird.

Entschließe dich: willst du warten, versagen und dich dann aufhängen aus Reue und Verzweiflung, weil du als Verräter in die Geschichte eingehen wirst? Oder willst du ein Ende machen, solange du noch Macht über deinen Willen besitzest, bevor es zu spät ist?

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