Es ist nicht leicht, zwischen prasselnden Schlägen, überraschenden nächtlichen Blitzverhören, plötzlich unerwarteten Gegenüberstellungen und wieder Schlägen seine Gedanken beisammenzuhalten. Einfach ist es, die Wahrheit zu sagen. Weniger einfach ist es, zu lügen. Meist werden Lügen nicht alt, denn sie haben kurze Beine und werden von den ergrimmten Stapisten mit der doppelten Tracht Prügel belohnt.
Schwer, fast unmöglich schwer ist es, zu lügen und doch den Schein der Wahrheit zu erwecken.
,, Kennen Sie Paul A.?"
,, Welche Funktion hatte Richard K.?"
,, War Kläre B. in der Angestelltenkommission tätig?" Jede Frage ein Fallstrick.
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,, Nein, ich kenne Paul A. nicht" wird vielleicht quittiert mit Prügeln und einem Protokoll des Paul, daß er mich sehr genau kennt.
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,, Ja, ich kenne ihn!" kann seine unmittelbare Verhaftung nach sich ziehen, wenn er noch frei ist.
Fieberhaft arbeitet das Gehirn, Schweiß bricht aus allen Poren, während der Mund zögernd, ein wenig gleichgültig sagt: ,, Es ist möglich, daß Paul A. mich kennt. denn ich habe eine Reihe Vorträge gehalten. Es ist vielleicht auch möglich, daß ich ihn schon einmal gesehen habe, bestimmt kann ich es erst dann sagen, wenn Sie ihn mir gegenüberstellen...
Tun sie es, so weiß ich: unser Paul ist bereits verhaftet. Tun sie es nicht, so mag Paul ungeschoren bleiben. ,, Nein, Kläre hatte keine Funktion, jedermann bei uns wußte es, daß sie Polizeispitzel war, deshalb hatte sich jeder vor ihr zurückgezogen."
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Sollte sie tatsächlich für die Polizei gearbeitet haben wird man was ich auch heute noch nicht glaube
ihren Berichten künftighin weniger Glauben schenken. War sie kein Spion, so wird meine Aussage sie retten.
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