Unter den vielen Reinmachefrauen aber herrschte keineswegs Friede und Eintracht. Sie ärgerten sich gegenseitig, eine schob der anderen den Kehricht zu, sie vertauschten absichtlich ihre Wassereimer, klauten einander das Wasser aus den Kübeln- denn das Wasserholen war mit einem weiten, beschwerlichen Weg durch schmutziges, unwegsames Gelände verbunden kurz, es gab ewig Zank und Streit, einig waren sie nur dann, wenn es darum ging, etwas zu ,, organisieren", zu ergattern oder zu erhandeln.
Eines Tages ging die Putzfrau von der gegenüberliegenden Stube fort, um Wasser oder auch ein Paket zu holen... und blieb sehr lange fort. In der Zeit ihrer Abwesenheit gerade schrie und jammerte eine Kranke nach einem Schluck Wasser... Sie bat, sie flehte... Offenbar hatte keine ihrer Nachbarinnen mehr Vorrat, um ihr Verlangen zu stillen. Es war so um die Mittagsstunde auf dem Block war weder eine Ärztin noch eine Pflegerin zugegen. Pelagia saß wie gewöhnlich auf ihrem Bett, aß einen schönen, rotbäckigen Apfel, das Jammern und Stöhnen der Kranken rührte sie überhaupt nicht. ,, Pelagia, ich habe Wasser, trag es doch der kranken Frau hin, man kann es ja nicht mehr länger mit anhören."
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,, Das ist nicht meine Stube, das ist nicht meine Patientin. Sie geht mich nichts an."
,, Pelagia, gib ihr doch etwas von meinem Kaffee, es ist ja unmenschlich, zuzusehen, daß sich jemand derartig quält."
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,, Das ist nicht meine Stube, das ist nicht meine Patientin. Sophie kommt gleich wieder, die gibt ihr dann was zu trinken. Die würde mir schön übers Maul fahren, wenn ich es wagen würde, mich in die Pflege ihrer Kranken einzumischen."
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