gelangt. Das berüchtigte Konzentrationslager Auschwitz mit etwa 80 000 Häftlingen wurde evakuiert, kurze Zeit später wurden die Lager Groß- Rosen bei Breslau und Stutthof bei Danzig geräumt.

Transport auf Transport, oft in offenen Eisenbahnwagen, traf in Buchenwald ein. An diesen Tagen herrschte eisige Kälte, die Gefan­genen waren bei völlig ungenügender Ernährung und Bekleidung wochenlang unterwegs gewesen. Viele waren in den überfüllten Wag­gons an Hunger und Kälte gestorben, und um nicht selbst zugrunde zu gehen, warfen ihre Kameraden sie aus dem fahrenden Zug. Beim Lagerkommandanten liefen Beschwerden ein, daß an den Bahn­dämmen nackte Leichen gefunden werden. Die Überlebenden konnten bei ihrer Ankunft in Buchenwald sich kaum ins Lager schleppen. Lagerschutz und Feuerwehr zogen mit Karren und Handwagen zum Bahnhof, um die Zusammengebrochenen aufzusammeln und ins Lager zu fahren. Die Lagerstraße war übersät mit verlorenen Decken, Män­teln, Mützen, Eßgeschirr und zusammengebrochenen Menschen, die sich nicht weiterschleppen konnten. Es war nicht möglich, die völlig Verdreckten und Verlausten zu baden, weil dies für sie den sicheren Tod bedeutet hätte.

Das Lager S III bei Ohrdruf

Die Überfüllung des Lagers war furchtbar. In jedem der Pferde­ställe mußten bis zu 2000 Menschen untergebracht werden. Der Lager­führer aber erklärte: ,, Solange das Tor noch zugeht, ist noch Platz im Lager." Aber trotz der fürchterlichen Zustände klammerte sich jeder an die Hoffnung, im Lager Buchenwald bleiben zu können. Denn wer nur einigermaßen gehen und stehen konnte und nicht unbedingt in den Buchenwalder Betrieben gebraucht wurde, den schickte die Lager­kommandantur auf neue Transporte nach dem gefürchteten Lager S III.

Auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf bei Gotha wurde im No­vember 1944 buchstäblich in letzter Minute eine neue unterirdische Fabrik und eine Abschuẞbasis für V1 und V 2 gebaut. In wenigen Tagen wurden tausende Häftlinge dorthin gebracht und ohne alle Rücksicht auf die Verluste in schweren, Tag und Nacht vorwärtsgetrie­benen Arbeiten verbraucht. Schon nach wenigen Wochen kam ein

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