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das Fiasko der Werbung für die Freiwilligenformation Dirlewanger . Das war eine Sonderformation der Waffen-SS , die sich aus bestraften SS -Leuten und aus Insassen der Konzentrationslager rekrutierte. Schon mehrmals waren die kriminellen und asozialen deutschen Häftlinge zum freiwilligen Eintritt aufgefordert worden. Viele Grüne und Schwarze hatten sich gemeldet und waren weggekommen. Wir hörten,° daß die Formation Dirlewanger hinter der Front im Osten zur Parti- sanenbekämpfung, für Strafexpeditionen und Exekutionen eingesetzt wurde.

Im Winter 1944/45 ging die Nachricht durchs Lager, daß jetzt auch Rote für Dirlewanger geworben würden. In der Tat ließ einige Tage

später der Lagefkommandant alle deutschen und österreichischen

Häftlinge antreten. Er verlas uns ein Schreiben des Reichsführers SS, daß nun auch politische Häftlinge die Möglichkeit hätten, durch frei- willige Meldung zur Formation Dirlewanger ihre Vaterlandsliebe unter Beweis zu stellen. Wer sich freiwillig melden wolle, möge vortreten. Langsam traten einige alte, klapprige Grüne und Schwarze und auch ein paar rote Außenseiter vor. Es mochten 1215 Mann sein. Wir an- deren standen stramm und stumm. Der Kommandant sprach noch ein- mal. Schließlich verlängerte er die Meldefrist bis zum Abend des näch- sten Tages. Am andern Tag agitierten die Block- und Kommando- führer der SS eifrig für Dirlewanger . Sie ließen auch dunkle Drohun- gen einfließen. Es meldeten sich noch einige jüdische Mischlinge, aber die Front der Roten blieb fest.

Wir warteten gespannt, was nun geschehen würde. Der Lager- führer machte im Suff aus seinem Herzen keine Mördergrube:Ich weiß genau, ihr roten Hunde seid alle Kommunisten. Ihr wartet nur

. darauf, daß die Russen kommen und uns alle aufhängen. Aber wenn

wir verrecken müssen, nehmen wir euch alle mit.

Aber es blieb bei den Drohungen. Weiter geschah nichts. Man brauchte uns noch. Der sprunghafte Zuwachs des Lagers war der SS über den Kopf gewachsen. Im Oktober 1944 betrug die Lagerstärke

'85. 000 Häftlinge. Durch die Ausgliederung des nun selbständigen Lagers

Dora sank die Stärke auf dem Papier auf 55 000, was an der Überfül- lung des Stammlagers Buchenwald nichts änderte. Und von November 1944 bis Februar 1945 kamen rund 60 000 Neuzugänge, Die Rote Armee war in bedrohliche Nähe der im Osten gelegenen Konzentrationslager

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