auf das Lager erfolgt. Es waren im Häftlingslager auch keinerlei Schutzmaßnahmen gegen Luftangriffe getroffen, außer der aus Häftlingen zusammengesetzten Feuerwehr, die in erster Linie der Rettung der Betriebe und SS - Gebäude dienen sollte. Für den Schutz der Häftlinge gab es keinen Unterstand, keinen Splitterschutzgraben sie hatten nur die Wahl, während des Luftalarms entweder in den Betrieben zu bleiben oder in dem schmalen Geländestreifen zwischen Betrieben und Postenkette im freien Gelände Deckung zu suchen.
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Am 24. 8. 1944 erfolgte ein Bombenangriff auf die Rüstungsbetriebe und SS - Kasernen von Buchenwald . In das Häftlingslager fiel keine einzige Sprengbombe, nur einige der D.A. W. zugedachte Brandbomben wurden vom Winde hereingetrieben, so daß Schneiderei und Schuhmacherei, Wäscherei und Desinfektion ausbrannten. Dagegen waren die Hallen des Werkes Buchenwald, die großen Gebäude und Werkstätten der Truppengarage und des Bauhofes, die ganzen D.A. W.Werkstätten sowie die meisten Kommandantur- und Verwaltungsgebäude binnen 15 Minuten ein brennendes Trümmerfeld. Im Häftlingslager selbst ist kein Häftling ernstlich verletzt worden. Aber die in den Betrieben arbeitenden Häftlinge waren auf dem schmalen, nur 50 bis 100 m breiten Geländestreifen zwischen Betrieben und Postenkette zusammengedrängt, ein Teil sogar in den Betrieben geblieben. Dort gab es viele Opfer. Ihre Zahl wurde noch dadurch erhöht, daß die SS - Leute der Postenkette rücksichtslos in die Häftlinge hineinschossen, als ein Teil versuchte, über die Postenkette aus dem Bereich der Bomben zu kommen. Die 364 Todesopfer und über 500 Schwerverletzten dieses Luftangriffs kommen ausschließlich auf das Schuldkonto der SS.
Unter den Opfern des Luftangriffs befand sich auch der ehemalige sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Breitscheid. Zusammen mit anderen führenden politischen Persönlichkeiten wurde er nicht im Häftlingslager gefangen gehalten, sondern in der Nähe der SSKasernen in einer besonders streng bewachten Isolierbaracke, die bei dem Luftangriff völlig zerstört wurde.
Einige Tage später erschien in allen Nazizeitungen eine gleichlautende Mitteilung, daß außer Breitscheid auch der kommunistische Reichstagsabgeordnete Ernst Thälmann ein Opfer des Luftangriffs geworden sei. Wir kannten alle Insassen der Isolierbaracke und wissen bestimmt, daß Thälmann nie unter ihnen gewesen ist. Auffällig war,
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