lung und Antreiberei gekämpft wurde. Hinter all dieser Arbeit stand unsichtbar eine Organisation.

Schon seit 1933 hatten sich in den Lagern kleine Gruppen der poli­tischen Häftlinge zusammengefunden. Ihre Hauptaufgabe war damals die Information der einzelnen Kameraden: Warnung vor Spitzeln und Verrätern, Nachrichten von draußen über die Arbeit der illegalen Gruppen, über Erfolge, Mißerfolge und Verhaftungen halfen den Häft­lingen, möglichst vorbereitet den Gestapoverhören entgegenzugehen. Außerdem galt es, sich gegenseitig so viel als möglich zu helfen und zu unterstützen. Diese ersten Gruppen waren meist auf landsmannschaft­licher Grundlage entstanden. Kameraden aus derselben Stadt oder demselben Bezirk konnten am leichtesten unverdächtig zusammen­kommen. Die schweren Bedingungen des Kampfes gegen SS und Grüne machten jedoch einen engen Zusammenschluß der einzelnen Gruppen notwendig und mit der Zeit entstand so eine festgefügte Organisation, der natürlich nur der aktivste und zuverlässigste Teil der politischen Häftlinge angehören konnte.

Die ersten illegalen Gruppen in den Lagern bestanden aus Kom­munisten, die den größten Teil der politischen Häftlinge stellten. Es war in den ersten Jahren in den Lagern eine beliebte Methode der SS, die kommunistischen Arbeiter gegen die sozialdemokratischen ,, Bon­zen" aufzuhetzen, ebenso Kommunisten und Sozialdemokraten ge­meinsam gegen bürgerliche Intellektuelle, gegen Geistliche und andere auszuspielen. Gerade diese offenkundigen Versuche der SS warnten und zeigten die Notwendigkeit des solidarischen Zusammenhaltens aller Antifaschisten, ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit oder Weltanschauung. Waren anfänglich die trennenden Gegensätze und das beiderseitige Mißtrauen noch stark, so schuf die durch den gemein­samen Kampf gegen Grüne und SS immer fester werdende Kamerad­schaft doch den Boden für eine sachliche und kameradschaftliche Dis­kussion aller grundsätzlichen Differenzen.

Die politische Information war in den großen Lagern immer ver­hältnismäßig gut. Die zahlreichen Neuzugänge berichteten von der Stimmung draußen, von der Arbeit der illegalen Gruppen, von der Emigration, von der vielerorts zustandegekommenen Einheitsfront aller Nazigegner. Kameraden, die bei der Überstellung zu Verneh­mungen oder Prozessen oft quer durch ganz Deutschland von Polizei­

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