Ist es wirklich wahr...
was man auf den Plakaten sah? Menschen in zerlumpten Gefangenenkleidern, abgemagert und krank; und das Grauen starrt aus ihren tiefen Augenhöhlen. Leichen, wie Brennholz aufeinandergebeigt, nur noch von Haut überzogene Gerippe. Berge von halbverkohlten Leichen; sie sind bei lebendigem Leibe verbrannt. Das fanden die alliierten Truppen vor, als sie die Tore von Dachau , Buchenwald , Vaihingen, Ohrdruf , Belsen und vielen anderen Lagern aufbrachen.
Selten schaut noch ein Vorübergehender nach den Plakaten hin. Vor Wochen, als die ersten Bilder aushingen, waren öfters kleine Gruppen um sie versammelt. Die meisten blieben stumm. ,, Das haben wir nicht gewußt", entschuldigten sich manche. ,, Es ist Propaganda; wer weiß, was daran Wahres ist", zweifelten andere.
Wir, die wir die Konzentrationslager am eigenen Leibe erlebt haben und erst durch den Sieg der Vereinten Nationen befreit wurden, bezeugen, daß jene Bilder nichts als die Wahrheit sagen. Ja, die volle Wahrheit ist noch viel grauenvoller; sie ist so fürchterlich, daß man sie in Bildern und Worten nicht schildern kann.
Niemand darf vor dieser Wahrheit die Augen verschließen. Nur wer bestrebt ist, den nationalsozialistischen Terror in seiner ganzen Grausamkeit zu erkennen, kann sich freimachen von der Mitschuld an den Verbrechen des Hitler- Regimes, deretwegen Deutschland heute in der ganzen Welt verhaẞt ist.
Der vorliegende Bericht über Buchenwald will jedem, der nicht absichtlich Augen und Ohren verschließt, Aufklärung geben über die Methoden der Konzentrationslager. Er enthält nichts, was ich nicht selbst erlebt habe oder von Augenzeugen weiß, die ich aus jahrelangem Zusammenleben als glaubwürdig und zuverlässig kenne. Der Bericht stützt' sich außerdem auf amtliche Dokumente der SS, in die wir Häftlinge durch unsere Arbeit in den Schreibstuben und Verwaltungsstellen der Lagerkommandantur Einblick erhielten.
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