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alle angeht.

Wo solche Greuel möglich sind, da muß ein allge­meiner Boden dafür sein. Sie fallen nicht vom Himmel, sie geschehen nicht außerhalb des Volkes. Sie müssen einen Boden haben im Volk. Diesen Boden hat der Na­tionalsozialismus planmäßig bereitet.

Es ist charakteristisch für die meisten dieser Scheuẞ­lichkeiten, daß sie im Auftrag des Führers geschehen sind. Darauf berufen sich fast alle diese Massenmörder, wenn sie sich jetzt vor dem Nürnberger Gericht verant­worten müssen. Und soviel falsches Heldentum auch dabei ans Licht kommt, soviel Feigheit und Mangel an aufrechter Gesinnung auch bei der Abschiebung aller Verantwortung auf eine höhere Instanz mitspielen mag,

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in einem stimmt es, was sie ausssagen: Die Macht dieses Mannes war ungeheuer und unheimlich. Alle menschlichen Regungen, alle natürlichen Gewissensbe­denken wurden bei Tausenden und Zehntausenden von deutschen Menschen durch die Vorstellung: Der Führer befiehlt es, automatisch ausgeschaltet. Ja, das Wesen dieses Führerstaates bestand geradezu darin, daß das Gewissen der Menschen auf Kommando von oben ab­gestellt werden konnte, wie man ein Läutewerk oder eine Uhr abstellt.

Die unendliche Verderbnis dieses sogenannten Füh­rerprinzips ist noch nicht entfernt klar genug erkannt und in seinen letzten Wurzeln bloẞgelegt worden.

Daß es in so verhängnisvoller Weise Boden gewin­nen konnte, nicht nur im einzelnen, sondern in den brei­ten Massen des deutschen Volkes, hat vielfältige Gründe. Wie so oft in der Geschichte des deutschen Volkes mi­schen sich höhere Bedürfnisse der Seele mit niedrigen und herabziehenden. Die geschichtliche Tradition des preußischen Obrigkeits- und Beamtenstaates spielt eben­so eine wichtige Rolle wie gewisse Volksanlagen oder