FERN UND EWIG LEUCHTET FRIEDEN
Hast Du überhaupt Rosenberg gelesen?‘ fragt er mich
mit strenger Stimme.
„Nein“, antworte ich etwas verlegen.„Dieses ganze theoretische Zeug liegt mir nicht.“
„Und Du, Willy? Ihr habt doch so großartigen welt- anschaulichen Unterricht gehabt bei der Hitlerjugend , Du bist doch erst Mitte zwanzig?“ fragt Fitje weiter. „Ja, dreiundzwanzig Jahre“, antwortet Willy.„Aber wer nicht in der Hitlerjugend war, bekam nach der Schule keine Ausbildung und keine Stellung“, fährt er fort. „Außerdem wußten diese Jugendführer selber nur ein- gelerntes Zeug von der Weltanschauung, und niemand hörte richtig zu. Freiwillig gelesen von uns hat keiner was. Aber wir begeisterten uns natürlich an der blendenden Außenseite, welche an unsern Stolz und unsere Vaterlandsliebe appellierte.“
„Das ist ja das Bedauerliche“, fährt Fitje sich ereifernd fort,„ich als religiöser Sozialist bin vor zwölf Jahren in die SPD eingetreten. Ich bin überzeugt, daß die sozia- listische Staatsordnung die einzige ist, welche diese Welt wieder in Ordnung bringen kann, und daß diese in allen Ländern der Welt eingeführt werden muß. Aber wie will man die Irrlehren des Nazismus bekämpfen, wenn seine Anhänger und Mitläufer sich nicht einmal die Mühe machen festzustellen, worin seine Hauptlehren bestehen? Deswegen ist ihnen auch nicht klar, weswegen die Kirchen den Nationalsozialismus bekämpfen müssen. Es ist einer der traurigsten, unerklärlichsten Vorgänge, daß auch dieser Kampf von den Menschen aller Klassen,
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