NACHWORT
Am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer verhaftet. Im Laufe des Jahres 1944 erreichten uns unter anderem diese Verse aus der Zelle in Tegel . Die authentische Gestalt. der Ge- dichte liegt jetzt vor.
„Nächtliche Stimmen“ stammt aus dem Frühsommer 1944. Eine Handschrift des Gedichtes läßt er durch einen treuen Wächter in dessen Schrebergarten vergraben. Wenn die Kata- strophe hereingebrochen sein wird, soll es Zeugnis geben, was auf dem Wege zu ihr gedacht, bekannt und getan wurde.
„Glück und Unglück“ entsteht im Juni, als das ersehnte Gerichtsverfahren vor dem Kriegsgericht in ungewisse Ferne rückt und die ersten großen Tagesangriffe über die Stadt hin- weggehen.
„Wer bin ich‘ erreicht uns im Juli.
„Christen und Heiden‘ kommt aus der theologischen Arbeit, die ihn in Tegel als letzte beschäftigt. Die Umkehr dessen, was der religiöse Mensch von Gott erwartet, steht im Mittel- punkt seines Denkens; nicht: Gott als letzte Auskunft oder als Deus ex machina in Anspruch zu nehmen, macht den Christen, sondern dies: Gottes Leiden an der gottlosen Welt mitzuleiden.
Am Abend des Tages nach dem 20. Juli 1944— als die Kunde vom unglücklichen Ausgang des Umsturzversuches in die Zelle gedrungen ist und man mit schnellster Aufdeckung und Beseitigung rechnen muß— entstehen die„Stationen auf dem Wege zur Freiheit‘.
Das Gedicht„Der Freund“ schreibt er in den letzten Tagen des August.
Es kommen die beiden biblischen Versuche ‚Der Tod des Mose“ und„Jona“, letzterer am 5. 10.; dann reißt die Verbin- dung durch die Überführung in die Sonderabteilung der Prinz- Albrecht-Straße ab.
Nur an der Wende zum Jahre 1945 erreicht uns noch das Weihnachtsgedicht„Von guten Mächten“.


