DER FREUND

Nicht aus dem schweren Boden,

wo Blut und Geschlecht und Schwur mächtig und heilig sind,

wo die Erde selbst

gegen Wahnsinn und Frevel

die geweihten uralten Ordnungen

hütet und schützt und rächt,

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nicht aus dem schweren Boden der Erde, sondern aus freiem Gefallen

und freiem Verlangen des Geistes,

der nicht des Eides noch des Gesetzes bedarf,

wird der Freund dem Freunde geschenkt.

Neben dem nährenden Weizenfeld,

welches die Menschen ehrfürchtig bauen und pflegen,

dem sie den Schweiß ihrer Arbeit

und, wenn es sein muß,

das Blut ihrer Leiber zum Opfer bringen,

neben dem Acker des täglichen Brotes

lassen die Menschen doch auch

die schöne Kornblume blühn.

Keiner hat sie gepflanzt, keiner begossen, schutzlos wächst sie in Freiheit

und in heiterer Zuversicht,

daß man das Leben

unter dem weiten Himmel

ihr gönne.

Neben dem Nötigen,

aus gewichtigem irdischem Stoffe Geformten,

neben der Ehe, der Arbeit, dem Schwert,

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