Ich habe mich plötzlich aufgerichtet, als hätt’ ich von sinkendem Schiffe Festland gesichtet, als gäbe es etwas zu fassen, zu greifen,
als sähe ich goldene Früchte reifen.
Aber wohin ich auch blicke, greife und fasse,
ist nur der Finsternis undurchdringliche Masse.
Ich versinke in Grübeln.
Ich versenke mich in der Finsternis Grund.
Du Nacht, voll Frevel und Übeln,
tu dich mir kund!
Warum und wie lange zehrst du an unsrer Geduld? Tiefes und langes Schweigen;
dann hör ich die Nacht zu mir sich neigen:
Ich bin nicht finster, finster ist nur die Schuld!
Die Schuld! Ich höre ein Zittern und Beben, ein Murmeln, ein Klagen sich erheben,
ich höre Männer im Geiste ergrimmen.
In wildem Gewirr unzähliger Stimmen,
ein stummer Chor
dringt zu Gottes Ohr:
„Von Menschen geheizt und gejagt, wehrlos gemacht und verklagt, unerträglicher Lasten Träger,
sind wir doch die Verkläger.
„Wir verklagen, die uns in Sünde stießen, die uns mitschuldig werden ließen,
die uns zu Zeugen des Unrechts machten,— um den Mitschuldigen zu verachten.”
„Unser Auge mußte Frevel erblicken, um uns in tiefe Schuld zu verstricken; dann verschlossen sie uns den Mund, wir wurden zum stummen Hund.
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