,, Nein, so geht es nicht", sagte ich ärgerlich.

Wie ein ertapptes Kind sah sie mich an.

,, Diese neuen Farben taugen nichts", erklärte ich ihr. ,, Ich muß sehen, ob ich nicht bessere auftreiben kann."

Nachher holte Lernau sie ab. Er strahlte vor Wichtigkeit. Er hatte einen besonderen Auftrag bekommen, der mit der Einrichtung der Frühjahrsausstellung in München zusam­menhing. Was es genau war, konnte ich nicht recht verstehen. Aber ich wußte, daß er mit allen möglichen ,, Kunstamtswal­tern" und anderen einflußreichen Leuten in Verbindung war. Er kündigte an, daß er bald verreisen müsse. Wie freute ich mich über diese Nachricht! Doch Steffie zitterte, als sie ihre Hand zum Abschied auf meinen Arm legte.

Nach der zweiten Sitzung kam es zwischen mir und Lernau zu einem dummen Streit. Ich war nervös und noch immer be­drückt von meinen abergläubischen Ängsten. Das machte mich reizbar, und ich konnte die Selbstgefälligkeit nicht er­tragen, mit der Lernau sich als mein Protektor und Förderer aufspielte.

,, Ja, wenn ich nicht wäre", so sagte er wahrhaftig ,,, wür­dest du weiter in deinem dunklen Winkel hocken. Aber warte nur, bei deinem Talent darfst du dich nicht länger verstecken, wir holen dich schon ans Licht."

Er redete noch mehr in dieser Tonart. Früher hatte ich es hingenommen und mich verteidigt, indem ich meine Über­zeugung verleugnete, wie ich es getan hatte, als Lernau das erstemal mit Steffie zu mir gekommen war. Aber nun konnte ich das nicht mehr tun. Ich liebte Steffie und wollte vor ihr nicht verhüllen, was mich wirklich erfüllte. So vergaß ich alle Vorsicht und aus mir brach, was ich in diesen Jahren mit Mühe zu verschweigen gelernt hatte.

Ich ging wohl nicht sehr klug vor in meiner Erregung. ,, Ich brauche deine Hilfe nicht", schrie ich. ,, Hunderte

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