dieses Versprechen hat er auch gehalten. In welcher Weise, das wird am Ende dieses Buches erzählt.
In Gedanken sind wir häufig bei den Erinnerungen an Schlemmerjahre im fetten Lande Breughels und Jordaens zu Gast gewesen. Im Konzentrationslager sprach ja jeder über das Essen und über den Mangel daran. Die Mehrzahl der Häftlinge unterhielt sich selten von etwas anderem. In Gedanken war jeder mit Kochen, Braten und Backen beschäftigt. Was für die Juden des Alten Testamentes das Goldene Kalb war, das war für den ,, Konzentrationär" das geschlachtete Schwein. ,, Sie sind einfach besessen, geradezu besessen", pflegte Nooter zu sagen, und aus seiner unverwüstlichen Seemannseinstellung heraus, für die auch das Treiben auf den Wellen des Sklavendaseins, so sehr auch die Hoffnung auf Heimkehr manchmal hinterm Horizont verschwinden mochte, nur eine vorübergehende Sache war, aus dieser Einstellung heraus floh er die Menschen und ihre Gespräche, um aus seinen Gedanken die Bedrückung durch das Hungergefühl zu verbannen.
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Die Bonzen konnten auch in Wirklichkeit gelegentlich ihre Kochkünste erproben. Einmal in der Woche bestand die Tagesration aus Brot, ein wenig Margarine und ein paar Pellkartoffeln. Für den gewöhnlichen Häftling waren das vier, fünf oder höchstens mal sechs in der Schale gekochte kleine Kartoffeln; aber die Prominenten bekamen einen ganzen Teller voll von diesem ,, deutschen Kaviar" und verstanden es obendrein, sich auf Wegen, die das Geheimnis ihrer Gefolgschaft blieben, auch die Margarine zu erschleichen, die für dieses ,, Bratkartoffelfest" benötigt wurde. Solange im ,, Block" ein Ofen stand, wurde die Luft abends mit den herrlichen Düften parfümiert, die den heißen Bratpfannen entstiegen. Schon ohne solchen äußeren Anreiz wäre es uns weder möglich noch erwünscht gewesen, ungerührt mit den Gedanken bei solchen Genüssen eines wohlgefüllten Magens zu verweilen, und erst recht nicht in der Nähe eines solch lukullischen Mahles, das da nicht weit von uns entfernt für andere bereitet wurde; und so zog denn wenigstens unsere Phantasie auf eine solche Schlemmerfahrt aus.
,, Wollen wir nicht ins Metropol gehen? Ein italienisches Hühnchen mit Schinkenscheibchen in Trüffelsauce wäre doch etwas Köstliches, natürlich mit Champignons und Pommes frites!"
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