schleunigst durch andere Sklaventreiber ersetzt werden, die ebenfalls aus den Reihen der Häftlinge kamen.
Und hier, in dieser Zwangslage, in der sich die Soldateska Himmlers befand, lag die Grundlage für eine soziale Auswahl, die unwiderruflich zur Entwicklung einer gesellschaftlichen Elite unter den Lagerinsassen führen mußte, einer Elite, deren Angehörige sich weit über den ursprünglichen Stamm der gewöhnlichen Häftlinge erhaben dünkten und allmählich erlebten, daß ihre Unentbehrlichkeit zu einer Quelle von Vorrechten wurde, die zwar nicht formell, aber doch praktisch von den SS- Bewachungsmannschaften anerkannt wurden. Eine Art Aristokratie hinter Stacheldraht unter der despotischen Oberherrschaft Himmlers .
Und nun zum zweiten Kardinalpunkt.
Ursprünglich bestand die Masse der Häftlinge ausschließlich aus Deutschen . Alle Gefangenen mußten ausnahmslos zu schwerster körperlicher Arbeit angetrieben werden.
Wer von ihnen kam nun wohl in erster Linie in Betracht, für die Sklaventreiberposten als ,, Aelteste" und„, Kapos" ausgewählt zu werden oder sich für diese Posten in Empfehlung zu bringen?
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Das waren natürlich nicht die Sanftmütigsten und die am zartesten Besaiteten, die Gelehrten und Künstler, die körperlich Empfindlichsten und in ihrer Arbeit am meisten Spezialisierten, im allgemeinen überhaupt nicht die, die nach ihrer früheren sozialen Stellung zu den angesehensten und achtbarsten Gesellschaftskreisen gehörten. Die gesellschaftlichen und persönlichen Vorzüge, die sie mehr als die anderen verkörpert hatten, galten nun nichts mehr und brachten durch ihre Unverwendbarkeit nun auch ihre Träger mit zu Fall.
Nein, dies war die Stunde der Rohlinge und der Kraftmenschen, der Brutalen und Verschlagenen, der Ausbeuter und ,, Schleifer", der plumpen Stiefel und kräftigen Fäuste, der Dickfelligen und Gefühllosen, der Gewissenlosen und der Menschenschinder.
Als einzige korrigierende Gegenkraft stand der Herrschaft dieser unteren Instanzen, die in der Regel dem fragwürdigsten Abschaum der deutschen Unterwelt entstammten, der Selbsterhaltungstrieb der SS - Wachen entgegen, die sich nicht allzu leicht betrügen und berauben lassen durften. Das hatte zur Folge, daß neben den Brutalen und Starrköpfigen auch Typen
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