schaukeln auf dem Wasser, schneeweiße Segler warten auf Wind, schlanke Regattaboote flitzen am Dampfer vorüber. Rechts und links gepflegte Parks. Zwischen grünsilbernen Trauerweiden stehen breit und vornehm herrlich gewachsene Edeltannen in dunklem Blaugrün; neben knorrigen, eigenwilligen Eichen metal­lisch glänzende Rotbuchen und laubschwere Kastanien. Durch das Grün schimmern die weißen, lehmbraunen und blaugrauen Fassaden der Villen. Über die Wipfel ragen bisweilen verschnör­kelte Giebel und die Türme der in diese Parks gebetteten Herr­schaftshäuser.

Miesicke schweigt endlich und atmet mit Behagen die würzige Luft, die eine sanfte Brise über das Wasser führt, freut sich der Schwäne, die ruhig an dem Dampfer vorbeigleiten. Er freut sich doppelt, da er sieht, daß auch der Fremde Sinn und Augen für all das Schöne hat.

,, Mutti, dort stehen SA mit Stahlhelmen!"

,, Ja, mein Junge, das sind Posten!"

,, Mutti, was sind das für Posten?"

,, Das ist das Haus des Reichsstatthalters, das beschützen sie!" Also dort auf der kleinen Anhöhe, flankiert von haushohen Eichen, steht die Villa des Reichsstatthalters. Kein schlechter Platz. Der Fremde sieht lange und nachdenklich hinüber.

Allmählich verengt sich das Alsterbecken, die Ufer rücken ein­ander näher. Wenige hundert Meter, dann fließt die Alster hinter der Brücke aus rotem Backstein brav und manierlich, ein kleiner Fluß, durch Uhlenhorst. Die turmreiche innere Stadt liegt un­deutlich in dunstiger Ferne. Der Dampfer nimmt Kurs auf das Uhlenhorster Fährhaus , den berühmten Erholungsort der Villen­besitzer des Alsterufers. Zum erstenmal blickt der Fremde auf­merksamer ins Innere des Dampfers und mustert die Mitfah­renden.

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