„Was heißt das?“
„Arbeitsscheu.“
„Warum sagst du denn Schwarzer?“
„Bist du entlassen?“
„Ich weiß nicht. Ich müß jetzt erst rauf nach Ostpreußen . ‚Vielleicht werde ich entlassen, hoffentlich.“
„Wie lange dauert es da im Lager?“
„Das ist ganz verschieden. Zwei Jahre, drei Jahre, manchmal auch noch länger. Einige sind schon von Anfang an da. Die haben aber meistens alle einen Posten, sind Kapo und so.“
»Kapo2-
„Wieso die besten?“
„Die schlagen nicht so viel bei der Arbeit und machen auch nicht so oft Meldung.“
„Und die andern tun das?“
„Ja, fast alle. Die Grünen sind die schlimmsten.“
„Was sind das, Grüne?“
„Das sind die Kriminellen.“
„Gibt es auch noch andere?“
„Nur noch die Bibelforscher.“
„Gibt es auch was zum Lesen?“
„Mensch, laß mich schlafen. Zeitungen gibt es, die kannst du bestellen, wenn du Geld hast. Aber du wirst ja alles selbst sehen.“
Es ist spät in der Nacht; die meisten der Schüblinge, die mit mir Körper an Körper in der engen Zelle auf dem Fußboden liegen, sind schon eingeschlafen, und auch Marohn schläft bald fest und ruhig. Ich aber bin noch meer wach, stiere in die Dunkelheit'und sinne meinem Schicksal entgegen.———
Marohn ist dann später doch wieder ins Lager gebracht worden. Er kam nicht in die Tischlerei zurück, sondern wurde einem Außenkom- mando zugeteilt. Im Herbst 1939 wurde er, ein völliges Wrack, ins Revier eingeliefert. Ich erkannte ihn nur an seinem Namen wieder. Er starb wenige Tage nach seiner Aufnahme. Zu retten war nichts mehr. Er war zu unterernährt. Todesursache: Allgemeine Körperschwäche.
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